EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es ist selten zu früh und nie zu spät: Dem Thema „Wohnen im Alter“ unserer vorliegenden Ausgabe des LernCafes sollte man sich sich beizeiten widmen.

In den traditionellen Großfamilien bewohnten alte Eltern ein „Altenteil“, waren Teil der Familie und halfen, solange ihre Kräfte es erlaubten in Haus und Hof. Erst mit der Industrialisierung, der Zuwanderung in die Großstädte und dem Aufkommen der Kleinfamilie, besonders aber nach den beiden Weltkriegen und der Zunahme von Single-Haushalten ist die Versorgung alter Menschen nicht mehr allein Familiensache, sondern eine Aufgabe des Sozialstaats. Bis vor nicht allzu langer Zeit bauten staatliche und kirchliche Institutionen Altersheime, in die alte Menschen mehr oder weniger abgeschoben wurden; die Zustände dort waren teilweise menschenunwürdig. Aber die Ansprüche an diese – oft letzten – Wohnungen sind gestiegen. Gleichzeitig entdeckten Versicherungen und Immobilienfirmen, dass auf dem Sektor von Wohnungen für ältere Menschen viel Geld zu verdienen ist. Heute haben wir eine solche Fülle von verschiedenen Möglichkeiten, Hilfsleistungen und – häufig überteuerten – Wohn-Angeboten, dass die Übersicht schwerfällt. Zudem sind „Ältere Menschen“ jetzt wesentlich gesünder und unternehmenslustiger als die Nachkriegsgenerationen: sich mit der Frage zu befassen „wo und wie will ich wohnen, wenn ich alt bin“ wird gerne auf „später vielleicht“ verschoben. Von den meisten Menschen gewünscht und vom Staat unterstützt ist, so lange wie möglich selbst bestimmt im gewohnten Zuhause alt werden zu können. Aber auch wenn das irgendwann mal nicht mehr möglich ist, wird heute niemand mehr „abgeschoben“. Moderne Pflegeheime und Seniorenresidenzen sind auf die Bedürfnisse der Generation 60+, ob gesund, krank oder pflegebedürftig, spezialisiert: Manche Bewohner blühen in diesen Einrichtungen noch einmal richtig auf.

In unserer Ausgabe können Sie sich ein Bild von einigen unterschiedlichen Wohnformen machen; Sie können teilhaben an den Überlegungen, Gedanken und Erfahrungen unserer Autorinnen und Autoren. Vielleicht finden Sie Anregungen, Antworten auf Ihre Fragen oder Ideen, wie Sie das Älterwerden für sich und/oder Ihre Angehörigen gestalten können.

Das Team vom LernCafé wünscht gute Unterhaltung, frohe Ostertage, bleiben Sie gesund und fit und sollten Sie als „alter Baum doch noch verpflanzt werden“ wollen oder müssen, halten Sie es mit dem Philosophen Seneca (ca. 4 v.Chr-68n.Chr.): “Häng dein Herz an keinen Ort, deine Heimat ist die Welt“.

Ihre

Ute Lenke

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe waren:

Dorothee Durka

Carmen Hill

Belinda Hoffmann-Schmalekow

Karin Hunsinger

Cornelia Kutter

Inge Kellersmann

Ute Lenke

Bernhard Peitz

Maja Prée

Peter Schallock

Maria Schmelter

Beate Seelinger

Erla Spatz-Zöllner

Angela Spittel-Sommer

Roma Szczocarz

Redaktion: Ute Lenke

Technik: Michael Scheier

Video: Karin Hunsinger