Alt (sein) und digital vernetzt

von Belinda Hoffmann-Schmalekow

Anna H. (Name und Geschichte frei erfunden), 81 Jahre alt, entschied sich aus verschiedenen Gründen, in ein betreutes Wohnen zu ziehen. Ihre neue Wohnung im betreuten Wohnen liegt 20 Minuten von ihrem bisherigen Zuhause entfernt, trotzdem möchte sie gerne weiterhin regelmäßigen Kontakt zu ihren Freund*innen haben und einen regen Austausch mit ihnen pflegen. Sie hat gehört, dass es die Möglichkeit gibt, über Handy oder über das Tablet per Video zu telefonieren und dass man sich auch mal darüber kurze Nachrichten schreiben kann – das möchte sie gerne in Anspruch nehmen. Dafür würde sie sich gerne ein Tablet kaufen, allerdings benötigt sie bei dessen Anwendung Unterstützung, da sie bisher wenig Technikerfahrung hat. Sie nutzte nur sehr selten digitale Informations- und Kommunikationstechniken. Wer kann Anna H. bei ihrem Vorhaben unterstützen?

Verbundprojekt „DiBiWohn“

Das Verbundprojekt “Digitale Bildungsprozesse für ältere Menschen in seniorenspezifischen Wohnformen der institutionalisierten Altenhilfe“ (DiBiWohn) setzt bei der Frage im oberen Beispiel an: Wie können digitale Zugänge für ältere Menschen erschlossen werden?

Wie wichtig diese Fragen sind, hat sich nicht zuletzt auch in der Corona-Krise gezeigt, die wie ein Brennglas auf die bereits bestehenden Bildungsherausforderungen und die damit verbundene Teilhabe gewirkt hat.

In der institutionalisierten Altenhilfe in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sollen Menschen im hohen Alter anhand des Peer-to-Peer-Ansatzes (Lernen von und mit Gleichaltrigen) den  Umgang mit digitalen Medien erlernen bzw. weiterausbauen. Deshalb werden in einem ersten Schritt ehrenamtlich engagierte Technikbegleiter*innen qualifiziert, die dann auf Augenhöhe mit den Technikneulingen arbeiten werden.

Die beteiligten Projektpartner beschäftigen sich mit bildungstheoretischen und mediengerontologischen Forschungsinhalten, die sich auf Fragen zu (digitalen) Bildungsprozessen und Mediatisierungsprozessen im höheren und hohen Alter und deren Rückwirkungen auf Bildungsbiographie, Identitätsarbeit, Lebenswelt und soziale Teilhabe beziehen. Die Forschungsbefunde und die daraus entwickelten Bildungs- und Handlungskonzepte münden nach einer dreijährigen Erprobung in einem Transferkonzept, das bundesweit auf weitere Wohnformen von Trägern der Altenhilfe skaliert werden soll.

Der Forschungsschwerpunkt des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung liegt im Bereich der partizipatorischen Bildungsforschung. Gemeinsam mit den Beteiligten werden niedrigschwellige Zugänge zur digitalen Welt gesucht und innovative Bildungsformate entwickelt. Dazu gehört auch die Materialentwicklung und Vernetzung der ehrenamtlichen Technikbegleitung sowie die Entwicklung weiterer unterstützender Rahmenstrukturen.

Eckdaten zum Projekt

Die Leitung des Verbundprojekts hat das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg (Dr. Michael Doh) inne. Gemeinsam mit derKatholischen Hochschule Freiburg, dem Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität Ulm mit den Praxispartnern der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) Ludwigshafen und der Evangelischen Heimstiftung GmbH Stuttgart forscht das Institut in Bereichen der empirischen Bildungsforschung, Gerontologie und Medienpädagogik. Gefördert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Forschungsschwerpunkt Digitalisierung im Bildungsbereich des BMBF-Rahmenprogramms empirische Bildungsforschung. Dauer des Projekts: September 2020 – August 2025

Verbundprojekt“ Digitale Bildungsprozesse für ältere Menschen in seniorenspezifischen Wohnformen der institutionalisierten Altenhilfe“ (DiBiWohn) | https://dibiwohn.de