von Maja Prée
Ich war nach einer für mich überraschend gekommenen Krankheit zur „Kur“ nach Bad Liebenstein gefahren. Ein kleines Städtchen, einer der ältesten Kurorte, nur ca. 30 km von meinem Wohnort entfernt und mir dadurch auch schon recht gut bekannt.
Park und Schloss Altenstein
Das Schöne in dieser Region ist Schloss Altenstein mit seinem herrlichen Park. Ein wunderschöner Landschaftspark und ein Schloss, welches lange nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war – und trotzdem ein magischer Anziehungspunkt für die Südthüringer ist.
1736 wurde das Schloss von den Meininger Herzögen erbaut und es entstand im Laufe der Zeit für und durch die die Herzogsfamilie ein wunderschöner Landschaftspark. Hier gibt es viel zu entdecken. Zu jeder Jahreszeit besuchen die Südthüringer – und nicht nur sie – ihr Kleinod. Eingebunden in die Stiftung der Thüringer Schlösser hat es eine gute Überlebenschance.
Meine Gedanken zur Wahl des Wohnortes
Am ersten Wochenende meiner Reha-Maßnahme bekam ich Besuch von einer Freundin, die viele Jahre in Bad Liebenstein gewohnt hatte. Sie zeigte mir ihren Weg durch den Park mit für mich bisher unbekannten Ausblicken und Sichtachsen.
Zunächst unbewusst, stellte sich mir die Frage, ob ich in so einem Schloss wohnen wollte.
Beim Schreiben dieses Artikels für das Lerncafe wurde mir dann bewusst, dass man diese Frage in zwei Stränge aufdröseln kann. Im ersten Moment war ich nur auf das Schloss und den Begriff „Wohnen“ fixiert: Natürlich wäre das Schloss viel zu groß. So ein Gebäude kann man alleine nicht instand halten. Und auch der Park mit seinen Beet- Anlagen und Besonderheiten wäre allein nicht zu pflegen.
Man kann nicht immer alles haben.
Die zweite Seite des Gedankens: hier in der Region zu wohnen. In die unmittelbare Nähe des Parks zu ziehen und ihn besuchen, wann immer ich es möchte.
Meine Freundin hatte Klapphocker, Tee und Gebäck mitgebracht und wir saßen nach unserem Rundgang durch den Schnee in der nicht mehr wärmenden Sonne und genossen den Blick auf das Schloss. Ich war erstaunt, wie viele Menschen immer noch in den Park kamen. Trotz Schnee und Glätte, keinen attraktiven Blumenbeeten, keinem Zugang zum Schloss … einfach nur so, um hier spazieren zu gehen.
Es ist eine Freude, so etwas in der Nähe zu haben. Und es ist schön, dass dieser Park für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich ist und so gern genutzt wird.
Wohnen im Alter – wenn nicht im Schloss, wie dann?
Wie denke ich darüber
Nach eigenen gesundheitlichen Problemen bin ich, noch jung an Jahren, aber ins Grübeln gekommen: Wie kann es mit dem „Wohnen im Alter“ weitergehen?
Viel zu wenig gibt es wohl Angebote von Senioren-WG’s. Aber seien wir ehrlich – mit dem Alter entwickeln sich immer Macken, Eigenheiten, oftmals Unverträglichkeiten. Und nun soll ich mit anderen Menschen auf engerem Raum zusammenleben?
Freilich setzen die eigenen, dann noch vorhandenen Möglichkeiten wiederum Grenzen.
Es hat sich eine Menge Leben angesammelt
Im vergangenen Sommer hatte ich mein Wohnzimmer renovieren lassen. Dem ging der Entschluss voraus, die mittlerweile 44 Jahre alte kompakte Schrankwand, die auch schon mehrfach mit umgezogen war, zu ersetzen. Wahnsinn, was man darin verstecken konnte. Ich habe mich von etlichen Dingen getrennt – und trotzdem stehen immer noch zwei gut gefüllte Umzugskartons auf dem Boden.
Was kann ich behalten, wenn der Weg mich in eine kleinere, altersgerechte Wohnung führen soll oder gar irgendwann in ein Seniorenheim? Es sind Dinge, die einen wesentlichen Bestandteil meines Lebens ausmachen und von denen ich mich dann trennen muss. Dinge die aber irgendwann unsere Kinder entsorgen müssen. Und so nehme ich mir immer wieder mal eine kleinere Aktion vor, in der ich mich von nicht mehr Genutztem trenne.
Welche Alternativen habe ich?
Selbstbestimmtes Leben ist das, was sich wohl jeder auch für die Lebensjahre im höheren Alter wünscht. Alters- bzw. Seniorenheime sind das bekannteste, betreutes Wohnen gibt es sowie Wohngemeinschaften.
Familiär wohnen die schon lange erwachsenen Kinder und ich weit auseinander. Da ist Pflege oder Unterstützung keine Alternative. Und ich möchte nicht umziehen. Der Freundeskreis ist hier, wo ich wohne.
Gesundheitlich stehen uns heutzutage Pflegedienste zur Verfügung, die auch lange die Betreuung zu Hause ermöglichen.
Wichtig finde ich, Kontakte zu Freunden, Bekannten und Nachbarn zu pflegen. Sie sind im Ernstfall die ersten Ansprechpartner für jeden von uns. Und so lange wie möglich selbst fit bleiben. Zum Beispiel durch die Spaziergänge im wunderschönen Schlosspark. Und anderswo.
Zurück zu dem Gedanken – ob ich in einem Schloss wohnen möchte. Nein. Auch in meinem Wohnort habe ich meine Lieblingsecken, zu denen ich gerne laufe und die jahreszeitlichen Veränderungen in der Natur beobachte. Ich weiß, wenn ich etwas Besonderes sehen will, habe ich es nicht weit. Noch bin ich selbstständig, motorisiert und fotografiere gern. So kann ich die Erinnerungen später wieder abrufen. Sie sind es, die mir bleiben, egal, wo ich einmal wohnen werde.