Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil, 2011

besprochen von Ute Lenke

Arno Geiger, Jahrgang 1968, österreichischer Schriftsteller, hat viele preisgekrönte Bücher geschrieben. Eines davon ist das 2011 erschienene Buch über die letzten Jahre seines an Demenz leidenden Vaters. Dieses Buch war lange Zeit Spiegel-Bestseller, von Rezensenten und Leser*innen gerühmt, aber auch 10 Jahre später ist es lesenswert und beeindruckend.

Der Vater entwickelt bald nach seiner Pensionierung Eigenarten, die in seiner Familie als Eigenbrötelei und Schrullen abgetan werden. Bald ist nicht mehr zu übersehen, dass die Schrullen mehr sind: eine sich langsam entwickelnde Demenz, mit der der Vater auf seine eigene Art umgeht: er bleibt immer freundlich, humorvoll und vital. Arno Geiger, der im fernen Wien an seiner Schriftstellerlaufbahn arbeitet, besucht seinen Vater nur ab und zu und lernt ihn von einer ganz neuen Seite kennen, ja lieben, und zwischen beiden, die zuvor eine distanzierte Beziehung hatten, entwickelt sich eine Freundschaft, die auch den Sohn verändert, reifen lässt.

Trotz aller Fürsorge ist es der Familie letztlich nicht mehr möglich, den Vater zu Hause zu pflegen – er muss ins Altersheim. Doch auch dort genießt der Vater noch die Spaziergänge, Gespräche mit Fremden, die „kleinen Annehmlichkeiten – lachende Gesichter – herumstreichende Katzen – ein(en) gelungenen Scherz“.

Ein wichtiges Buch, das einfühlsam, trotzdem sachlich den Umgang mit Altern und Sterben, den Verfall geistiger und körperlicher Kräfte beschreibt, zugleich aber auch wie der Sohn darüber zu seinen Wurzeln und eigenem Wachstum findet.

Es ist ein Buch, das eine andere, verständnisvollere Sicht auf demente Menschen vermittelt, ein Buch, von dem viele Rezensent*innen sagen, sie wünschten, sie hätten es früher gelesen, weil es den Umgang mit ihren dementen Angehörigen erleichtert hätte.

Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil, 2011

Gebundenes Buch, Taschenbuch, auch als E-Reader- und Hörbuchausgabe.