von Beate Braun
Bei einer Beerdigung im Jahr 2004 trafen wir zum ersten Mal eine Cousine meines Mannes aus Ellwangen. Er hatte sie seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Wir verabredeten einen Besuch in Ellwangen, wo sie mit ihrem Mann auf dem Bauernhof des Großvaters wohnte, ihre Tochter hatte eine Wohnung im ersten Stock des Wohnhauses und war bei diesem Besuch und auch bei allen folgenden Besuchen dabei.
Beim ersten Besuch schlug ich vor, über die Familie Wagner, die Familie meiner Schwiegermutter, Ahnenforschung zu betreiben, wobei mir mein Mann behilflich sein wollte. Bei der erwähnten Cousine und ihrer Tochter fanden wir einen großen Schatz, denn der Sohn bzw. Bruder, ein Notar, hatte zu Beginn seines Berufslebens bereits über die Vorfahren vor der Zeit seines Urgroßvaters geforscht. Diese Unterlagen wurden mir in Kopie zur Verfügung gestellt. Ebenfalls gab es eine Kiste mit Fotos von Verwandten und auch viele Todesbilder von verstorbenen Wagnerianern, wie wir die Mitglieder der Familie Wagner jetzt nannten.
Meine Aufgabe war es nun, mit Hilfe der Cousine und ihrer Tochter die Verwandten des Großvaters, der von 1871 bis 1948 lebte, ausfindig zu machen, denn der Großvater hatte 11 Kinder. Meine Schwiegermutter war das jüngste Kind. Ich kontaktierte viele Familienmitglieder, wobei es gar nicht so einfach war, die Adressen herauszufinden. Ich bat sie, mir ihre Daten und die ihrer (Ehe-)Partner, Kinder, Schwiegerkinder und Enkel zu geben. Das war ein großes Unterfangen, denn der dritte Sohn des Großvaters hatte 15 Kinder, die alle wieder Familien gründeten. Die anderen Geschwister aus dieser Generation hatten jeweils zwischen 3 und 6 Kinder.
Mein Mann kaufte mir ein Ahnenforschungsprogramm und installierte es auf meinen PC. Nach und nach trug ich alle Namen mit den Verbindungen zueinander ein. Dazu brauchte ich Vor- und Familiennamen, Geburtstag und Geburtsort, Sterbedatum und Sterbeort, Heiratsdatum und Heiratsort sowie den Beruf, dazu die Namen der Ehepartner, die Namen des Vaters und der Mutter, die Namen der Kinder und deren Ehepartner ebenfalls mit den obigen Angaben sowie die Namen der Enkelkinder mit Geburtstag und Geburtsort. Es dauerte mehrere Jahre, bis ich alle Angaben hatte.
Als ich alle Daten eingegeben hatte – ich hatte dazu mehrere Jahre gebraucht -, habe ich den Stammbaum erstellt. Das ging einfach – mit einem Klick. Allerdings war er so groß, dass wir eine Druckerei in Ulm suchen mussten, um ihn drucken zu lassen. Am Ende war er 90 cm hoch und 4,80 m breit.
Parallel dazu führte ich eine Ahnen-Excel-Datei, wobei ich jede Generation mit einer fortlaufenden Nummer versah, beginnend mit Caspar Wagner, geb. um 1650, und seinem Sohn Johann Caspar Wagner, geb. 26.04.1683. Insgesamt sind es nun 12 Generationen seit Caspar Wagner.
Nachdem ich nun Adressen in Erfahrung gebracht hatte, haben wir für 2013 ein Familientreffen geplant. Ich lud 240 Familienmitglieder ein, 122 kamen. Wir mieteten einen großen Saal in einer Gaststätte in Ellwangen und begannen gegen 11 Uhr vormittags. Für alle Teilnehmer hatte ich Namensschilder ausgedruckt, die ich jedem Familienmitglied beim Eintreffen an die Brust heftete.
Außerdem hatte ich für jede Familie eine mehrseitige Unterlage ausgearbeitet und verteilt, aus der zu ersehen war, welche Verwandten zu welchem Familienzweig gehörten. Dort war auch farblich markiert, wer sich angemeldet hatte (gelb), wer sich abgemeldet hatte (blau), und dort, wo keine Farbe eingetragen war, hatten sich die Verwandten nicht gemeldet.
Nach dem Nachmittagskaffee und einer Stadtbesichtigung trafen wir uns auf dem Hof der Cousine. In einem Schuppen hatten wir den riesigen Stammbaum an einer Stange befestigt und aufgehängt. Vor allem die Kinder zwischen 8 und 14 Jahren suchten die Stellen im Stammbaum, an denen sie sich wiederfanden. Ein großer Teil der Familie blieb bis spät in die Nacht.
Um den Familienmitgliedern unserer Generation eine Freude zu machen, habe ich mich entschlossen, ein Familienbuch ab Großvater Wagner zu erstellen, jeweils mit Geburtsjahr und evtl. Todesjahr und den dazugehörenden Fotos. Tatsächlich bekam ich von fast allen Familien entsprechende Fotos, so dass jede Nachfahrenfamilie des Großvaters in dem Buch verewigt ist.
und dies ist das Beispiel einer Doppelseite
Inzwischen haben wir das dritte Familientreffen gefeiert, wegen Corona mussten wir eine größere Pause einlegen, dann trafen wir uns 2022 wieder. Das nächste Treffen ist diesen Mai. In der Zwischenzeit sind leider viele Verwandte unserer Generation verstorben; aber es kommen immer noch ca. 60 Familienmitglieder zusammen.
Den Stammbaum meiner eigenen Familie hatte ich schon gleich nach Eintritt in den Ruhestand 2003 erstellt. Das war nicht so aufwendig, denn In unseren Familien existierten Ahnentafeln als Ariernachweis, die während der Hitler-Zeit erstellt werden mussten.
Nachdem das Wagner-Familienbuch einen so guten Anklang bei den Familienmitgliedern gefunden hatte (immerhin musste man es für über 100 € erwerben), habe ich für die Familie meiner Mutter ab den Großeltern und für die Familie meines Vaters ab den Großeltern ebenfalls je ein Buch erstellt.