Entwurzelt – und neu vernetzt?

von Regina Olm

Foto Ralph Lindner, pixabay

Am Wochenende hatte ich ein Seminar über gelungene Vernetzung und wie kann ich dies erreichen. Da ich ein Mensch bin, der bei vielem zwischen den Stühlen agiert, weil ich vielfältig interessiert bin, bin ich auch in vielen Bereichen begrenzt verwurzelt, liebe es aber auch in anderen Dingen verwurzelt zu sein.
Aufgetaucht ist dabei die Frage, wie komme ich in neue, ziemlich geschlossene Gruppen hinein ohne mich aufzudrängen, aber sichtbar zu werden, weil ich gerne in die Gruppe mit hinein möchte, mich die Gruppe, das Thema interessiert? Mir ist dabei aufgefallen, dass dies oft sehr schwierig ist und man schon in offene Veranstaltungen gehen muss, um Erstinformationen zu erhalten, Erstkontake knüpfen kann und darüber hinaus ist es schon wieder schwerer. Wir wollten alle nicht aufdringlich agieren, nicht in Gesprächen dazwischen grätschen, aber wie anders sollen wir es tun? Wir freuen uns doch auch, wenn sich jemand für uns, für unsere Gruppe interessiert und auch ruhige Menschen sind eine Bereicherung für uns, wenn sie nicht dazwischen poltern. Sie sind oft gute Zuhörer_innen, bringen andere Ideen hinein, machen gerne mit, freuen sich über gute Kontakte, aber können auch verschlossen sein und brauchen manchmal das andere Interesse, das Gegenüber.

Hier ging es zwar überwiegend um strategische, berufliche Vernetzung, aber wir alle können auch persönlich Verwurzeln, wir können Verbundenheit oder zumindest auch eine kurzfristige Sicherheit bieten, sodass jemand der Entwurzelt ist oder war, sich auch wieder neue Wurzeln wachsen lassen kann. Laden wir doch auch einzelne Menschen mal ein, in unserer Gruppe einzusteigen, mitzumachen, aktiv zu sein. Natürlich gibts auch mal ein ‘Nein’, weil dies vielleicht nicht das Richtige für den-/diejenige ist, aber wir bieten auch Gemeinschaft an, die vielleicht gerne angenommen wird, vielleicht bei anderen Themen und finden ggf. auch wieder Gemeinschaft, wenn wir mal auf der Suche sind und können Sicherheit, Vernetzung, Verbundenheit, bis hin zu neuen Wurzeln finden, wenn alte mal verloren gehen.

Wir alle wünschen uns doch auch ein Sicherheitsnetz, wenn wir mal fallen und alle eine Gemeinschaft, bei der wir sein können, wenn wir mal traurig, einsam sind, woanders neu anfangen müssen oder uns verloren fühlen. Und es ist schön, wenn eine da ist, denn Familiennetze sind heute auch nicht mehr immer da. Besonders dann sind wir oft auch nicht sehr kommunikativ aber dankbar, dabei sein zu können, dazuzugehören, uns selber erstmal wieder fangen zu können. Wenn wir aufgefangen wurden, geben wir auch gerne wieder zurück, auch wenn es nicht immer am gleichen Ort, mit der gleichen ‘Münze’ sein kann, aber mit dem gleichen Herz. Und manchmal haben wir auch jahrelang aufgefangen und brauchen jetzt auch einmal eine gereichte Hand.

Deshalb hier auch an ein herzliches Dankeschön, an alle die vielen Menschen, Helfer_innen, Organisationen, Einrichtungen, die diese Vernetzungen und Möglichkeiten bieten und einzelne Menschen nicht durchrutschen lassen, sondern auch herzlich aufnehmen oder begleiten.