von Maja Prée
Mittlerweile bin ich über 38 Jahre Pächterin eines Kleingartens. Er hat mich also mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens begleitet. Höhen und Tiefen, Abstand und Nähe, Ruhepunkt und Arbeitswut. Es war immer alles dabei.
Der Entschluss für den Garten
Als wir uns damals entschlossen, uns um einen Garten zu bemühen, war hauptsächlich der Wunsch, eigenes Obst und Gemüse ernten zu können, ausschlaggebend. Gleichzeitig suchten wir einen Platz, an dem wir Zeit mit der Familie verbringen konnten. Am Wald gelegen, wurden dieser Garten und die Umgebung viele Jahre zum Abenteuerspielplatz unserer Kinder und deren Freunden.
Selbstversorger
Nicht so erfolgreich waren wir in dem damaligen Wettbewerb um erzielte Ernteergebnisse. Entweder waren wir zu ehrlich beim Wiegen unserer Ernten, oder andere hatten einen besseren Kontakt zu Mistlieferanten und setzten Dünger besser ein. Egal. Wir waren stolz über das, was wir mit nach Hause nehmen konnten und von dem vieles damals noch eingekocht wurde. Heutzutage verschwinden überschüssige Gartenerzeugnisse eher in der Gefriertruhe. Die war wiederum in den Anfangsjahren unseres Gartenlebens noch eine echte Rarität.
Wir probierten etliches aus. Pflanzten verschiedene Obstbäume, die zum großen Teil später den nicht erfüllten Erwartungen wieder zum Opfer fielen. Der Garten nahm uns das nicht übel, er ließ alles mit sich machen. Jedoch versuchten wir immer, nicht zu viel Chemie zur Anwendung zu bringen. Mit der Zeit lernten wir, dass es auch natürliche Pflanzenstärkungsmittel gibt und wie man mit natürlichen Mitteln den Boden verbessern kann.
Im Zuge der Jahreszeiten
Im Winter sind wir selten im Garten. Da sind es die Hasen oder Rehwild, was ihn besucht und dort Nahrung findet. Palm- oder Rosenkohl wurde regelmäßig zur Futterquelle. Im Frühjahr waren es die frisch austreibenden Tulpenzwiebeln, die gut schmeckten. Selbst die jungen Triebe unserer Apfelbäume waren ein Leckerbissen. Uns blieb nichts, als das zu respektieren. Der Apfelbaum war ebenso hartnäckig und bildete einen neuen Haupttrieb als Ersatz für den abgefressenen. Nun war er etwas schief, seine Früchte schmecken aber nach wie vor gut und werden zur Erntezeit zu einem leckeren Apfelmus verarbeitet.
Wenn im Herbst die Beete abgeerntet sind, freue ich mich, wieder Zeit für etwas anderes zu haben. Dann kommt die Zeit der Ruhe, und ich denke darüber nach, was man im kommenden Jahr anbauen kann. Stöbere in Katalogen auf der Suche nach etwas Originellem. Im Winter führt der Weg manchmal in den Garten, um nach dem Rechten zu sehen. Wenn Schnee liegt, kann ich schauen, welche Wildspuren durch unseren Garten führen. Aber sobald dann die Sonne wieder wärmer scheint, führt der Weg öfter in das kleine Stückchen Grün. Im Laufe der Jahre haben sich unter meiner Süßkirsche die Märzenbecher ausgebreitet, und sie erfreuen nicht nur mich. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis ich Hacke und Rechen wieder aus dem Keller hole und manchmal unter Verwünschungen und mit Rückenschmerzen dem Unkraut zu Leibe rücke.
Ruhe und Spaß finden
So ist das mit dem Garten. Er fordert Zeit. Wenn jedoch die Hummeln und Bienen sowie Schmetterlinge auf den Blüten sitzen, freue ich mich. Schön ist der Plausch beim Kaffee mit der Gartennachbarin, bei dem man auch selbst gezogene Pflanzen oder ein Gläschen selbst gemachte Marmelade austauscht. Immer wieder freue ich mich mit meiner Familie, wenn Freunde zum Grillen vorbeikommen. Dann laufe ich durch den Garten und zupfe verschiedene Blüten zur Dekoration. Wunderschön sehen die Blüten des Borretschs aus, Kapuzinerkresse oder Taglilien bringen einen etwas rettichartigen Geschmack. Essbar sind auch die Blütenblätter der Dahlien oder von Gartenchrysanthemen.
Deshalb ist der Garten mein Freund
Je nach Stimmungslage kann der Garten auch nur Ruhestätte sein. Dann sitze ich am Gartenteich und schaue den Goldfischen zu. Beobachte, wie die Libellen fliegen, wie die Vögel baden. Im Frühjahr kommen die Kröten zum Laichen vorbei.
So habe ich einen unaufdringlichen Freund. Er zeigt mir mit dem wuchernden Unkraut, wenn ich ihm zu wenig Zeit schenke, aber er ist immer für mich da.
Glück besteht in der Kunst, sich nicht zu ärgern,
dass der Rosenstrauch Dornen trägt,
sondern sich zu freuen, dass der Dornenstrauch Rosen trägt.
Arabisches Sprichwort