Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Freundschaft, Freunde zu haben – das ist ein alltäglicher Begriff, aber schillernd und fast undefinierbar.
Freunde zu haben, ist lebensnotwendig, die Geschichte der Freundschaft daher vermutlich so alt wie die Menschheit. In der Bibel heißt es „es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, bei Aristoteles, Freundschaft sei, „das fürs Leben notwendigste“. Bis vor gar nicht langer Zeit war Freundschaft allein Männersache, nur Männer waren zu wahrer Freundschaft fähig, denn „Frauen fehlt die Seele und der Verstand“ (Montaigne).
Da Frauen inzwischen bewiesen haben, dass sie über beides – Seele und Verstand – in hinreichendem Maße verfügen, haben die Männer klein beigegeben: Männerfreundschaften- gibt’s die? – fragt einer unserer Autoren.
Seele und Verstand als Kennzeichen von Freundschaft, wobei auch mal das eine oder andere überwiegen kann. Zwischen zwei oder wenigen Gleichgesinnten herrscht dann so etwas wie Seelenverwandtschaft, die Freunde und Freundinnen gegenseitig bereichert, fördert, alles versteht und verzeiht. Blütezeit dieser Art von Freundschaft waren Idealismus und Romantik, also das 18. und 19. Jahrhundert, man denke an die Dichterfreundschaften Schiller-Goethe und anderer. Seelenfreundschaft, man spricht sogar von Seelenverwandtschaft, ist zum Glück nicht ausgestorben, aber selten, und wer sie hat, sollte sie pflegen. Sie ist auch nicht auf zwischenmenschliche Beziehungen beschränkt: Bücher können Freunde sein, Pflanzen, Tiere, Landschaften. Das Gefühl von Vorbehaltlos-angenommen-sein nennen viele Menschen als wichtiges Merkmal von Freundschaft. Mit „Freundschaft“ haben sich zu allen Zeiten Dichter, Philosophen, Theologen, Politiker, Historiker, Psychologen, Soziologen und neuerdings die digitalen Medien befasst, und ebenso viele unterschiedliche Definitionen und Meinungen gibt es.
Einen Schwerpunkt bildet in dieser Ausgabe die Beschreibung der Belastungen, denen Freundschaft durch die Pandemie ausgesetzt ist, aber auch wie Abhilfe möglich ist. Die Beiträge unserer Autoren und Autorinnen spiegeln einige ganz unterschiedliche Auffassungen wider und vermitteln uns ein Bild dieses widersprüchlichen, aber spannenden Phänomens Freundschaft.
Das Team des LernCafés wünscht gute Unterhaltung, frohe Festtage und: Bleiben Sie gesund!
Ihr LernCafé-Team
Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe waren:
Dorothee Durka
Barbara Heinze
Carmen Hill
Horst Hoppe
Cornelia Kutter
Ute Lenke
Regina Olm
Maja Prée
Peter Schallock
Maria Schmelter
Beate Seelinger
Roma Szczocarz
Redaktion: Ute Lenke
Technik: Michael Scheier