von Roswitha Ludwig
In jedem Ort gibt es ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten der Kriege. Am Volkstrauertag finden Gedenkveranstaltungen statt. Mahnmale erinnern an die unvorstellbaren Verbrechen in nationalsozialistischer Zeit. Ihre übereinstimmende Botschaft lautet: Nie wieder!
Marineehrenmal Laboe, Wahrzeichen der Kieler Förde
Das Denkmal besitzt einen 72 m hohen Turm. Der Architekt Gustav August Munzer stellte sich eine Flamme vor, die Erde, Wasser und Himmel verbindet. In der unterirdischen Gedenkhalle wird der Toten gedacht.

In seiner fast 100jährigen Geschichte vollzog sich ein Bedeutungswandel vom Heldendenkmal zur internationalen Gedenkstätte. Wandelnde Sinngebungen lassen sich an den Widmungen ablesen:
1927
für deutsche Seemannsehr`
für Deutschlands schwimmende Wehr
für beider Wiederkehr.
Nach dem 1. Weltkrieg klingt neben dem Gedenken die Revancheabsicht an. Eine starke Flotte sollte wieder aufgebaut werden. In diesem Sinne instrumentalisierten die Nationalsozialisten das Ehrenmal. Bei der Einweihung 1936 war auch Hitler anwesend. Am Kriegsende wurde das Denkmal von den Alliierten beschlagnahmt und sogar die Zerstörung diskutiert, aber dann doch nicht realisiert.
1954
Dem Gedenken aller toten deutschen Seefahrer
beider Weltkriege und unserer toten Gegner
So lautet die Widmung, als das Denkmal von den Alliierten wieder an den Deutschen Marinebund zurückgegeben wurde. Versöhnung, nicht Revanche war jetzt das Anliegen.
1996
Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen
aller Nationen
Mahnmal für eine friedliche Seefahrt
auf freien Meeren
Neben den Marineangehörigen wird jetzt auch der zivilen Opfer gedacht und auf die freien Meere verwiesen.
Dieses Denkmal genießt hohe Akzeptanz, ca. 200 000 Besucher kommen jährlich. Es wird auch von internationalen Delegationen besucht. Zurzeit wird um Geldmittel für die erforderliche Renovierung geworben. Diese soll ca. 5,6 Millionen € kosten.
Denkmal der Grauen Busse
Der Rassenwahn der Nationalsozialisten traf auch Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Das „lebensunwerte Leben“ würde den Volkskörper schädigen. Der sogenannten „Euthanasie-Aktion“ fielen 300 000 Menschen zum Opfer. Mehr als 70 000 Patienten wurden 1940/41 in Vernichtungslagern vergast. Sie wurden meistens in Bussen von den „Heil- und Pflegeanstalten“ zu den Vernichtungslagern transportiert. Die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz bildeten 2005 einen solchen Bus in grauem Beton nach. Zwei Exponate sind stationär aufgestellt und einer ist transportabel. Er wurde bereits an 16 Orten aufgestellt, so auch in Emmendingen.

Der Bus besteht aus zwei Teilen. Im Durchgang in der Mitte ist die Frage eines Patienten zu lesen: „Wo bringt ihr uns hin?“ Begleitprogramme an den jeweiligen Orten und die Presse informieren über das damalige Geschehen. Mit seiner Fremdheit im heutigen Stadtbild erregt der Graue Bus Aufmerksamkeit und motiviert dazu, die Hintergründe zu erkunden.
Stolpersteine
Der Künstler Gunter Demnig möchte mit den Stolpersteinen an Menschen erinnern, die in der Zeit des NS-Regimes verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Das Projekt begann 1992, am 26. Mai 2023 verlegte Demnig in Nürnberg den 100 000. Stolperstein. Insgesamt 31 europäische Länder beteiligen sich inzwischen an diesem Projekt.
Messing- oder Edelstahlplatte werden in einen Betonpflaster gegossen. Darauf steht der Name des Opfers, das Geburtsjahr und Informationen zum Ende. Die Steine werden vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz auf Gehwegen, in Hauseingängen oder Fußgängerstraßen verlegt.

In München gab es eine Auseinandersetzung um die Verlegung. Bis 2015 wurde diese vom Gemeinderat und von Charlotte Knobloch, der einstigen Präsidentin der jüdischen Kultusgemeinde, abgelehnt. Die Verlegung auf dem Boden sei unwürdig, weil die Stolpersteine mit Füßen getreten würden. Dieses stelle eine weitere Demütigung der Opfer dar, die so schlimm mit Füßen getreten wurden. Frau Knobloch plädierte für eine andere Arten des Gedenkens. Inzwischen haben sich die Befürworter durchgesetzt. Bis am 17. Nov. 2025 gab es 431 Stolpersteine in München. Die Ausbreitung der Stolpersteine belegt die Zustimmung zu dem Projekt. Bis 2027 soll mit einer App und dem Foto des Stolpersteins die Biographie der Opfer abrufbar sein. Die Nationalsozialisten machten die Opfer zu Nummern, deshalb ist es umso wichtiger, dass die Namen und die Lebensverhältnisse wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Stolpersteine markieren die Stelle, an denen das Martyrium begann, das geschah vor den Augen der Mitbürger, von denen viele erklärten, sie seien ahnungslos gewesen.
Stolpersteine und Graue Busse kommen quasi in die Alltagswelt der Menschen, stoßen sie an, wenn sie gerade unterwegs sind. Manche würden vielleicht keine Ausstellung oder kein Museum aufsuchen. Vielleicht lassen sie sich durch die zufällige Begegnung ansprechen.
Quellen und Literaturangaben:
https://maritimer-onlineshop.de/produkt/broschuere-jann-m-witt-das-marine-ehrenmal-kopie
https://deutscher-marinebund.de/wp-content/uploads/2021/09/Praesentation-Marine-Ehrenmal
https://de.wikipedia.org/wiki/Denkmal_der_Grauen_Busse https://www.stolpersteine.eu/das-kunstdenkmal/stolpersteine