von Maria Schmelter
Gestern las ich in meinem Urlaub im Sauerland, wo ich herstamme, ganz ausführlich die Westfalenpost und entdeckte eine wichtige Nachricht, die uns Alte betrifft.
Auf der Titelseite prangte der Artikel: Ministerin Reiche will, dass Deutsche länger arbeiten, dies erfordere die demografische Realität: „Es kann jedenfalls auf Dauer nicht gutgehen, dass wir nur 2/3 unseres Erwachsenenlebens arbeiten und 1/3 in der Rente verbringen.“
Katharina Reiche ist Ministerin für Wirtschaft und Energie. Sie ist jetzt 52 Jahre alt und ich denke mir, bei jährlicher Erhöhung der Diäten kann sie sich getrost mit 60 zur Ruhe setzen. Ein bisschen wird sie sich schon einschränken müssen, aber die Höhe ihrer Rente wird sicher die der Mehrheit der Rentenbezieher übersteigen. Zur Gruppe der Altersarmen wird sie mit Sicherheit nicht gehören.
So ein Spruch, man kann nicht 1/3 seines Lebens in der Rente verbringen, der ist schnell mal rausgehauen.
Gut, dass sich in dieser Ausgabe der Zeitung auch der Kommentar des Wirtschaftskorrespondenten Wolfgang Mulke befand. Er schreibt, die Wirtschaftsministerin treibe einen Keil in die (ohnehin schon gespaltene) Gesellschaft. Ihre Aussage könnte so zu lesen sein „Die Deutschen können das letzte Drittel ihres Lebens auf Kosten anderer auf der faulen Haut liegen.“
Er weist darauf hin, dass die Vorschläge für eine sicher notwendige große Rentenreform von einer Expertenkommission erarbeitet werden sollen. Die Vermengung von der Rentendebatte mit der Wirtschaftsfähigkeit hält er für nicht angemessen, denn schließlich müssten ja zunächst auch Rahmenbedingungen für ein produktives, längeres Arbeiten im Alter geschaffen werden.
Diesem Kommentar kann ich nur hinzufügen: Frau Ministerin, es wäre der Sache dienlicher gewesen, den Mund zu halten, als mit dieser unsachlichen Diskussion das Sommerloch zu füllen.