von Maria Schmelter
In seinem Buch „Von der Pflicht – Eine Betrachtung“ tritt Richard David Precht für ein Pflichtjahr für junge und ein Pflichtjahr für alte Menschen ein.
Im Klappentext heißt es “ Richard David Precht zeigt auf, welche Pflichten der Staat gegenüber seinen Bürgern hat, und diskutiert, was im Gegenzug die Pflichten des Einzelnen im Hinblick auf die Gesellschaft sein sollten.“ Seiner Aussage nach lebt ein demokratisches Gemeinwesen vom Engagement seiner Bürger. Wenn die Bürger ihren Staat als Dienstleister sehen, gleichzeitig aber nicht bereit sind, sich einzubringen, so steht es zunehmend schlechter um die Demokratie.
Um den Bürger- und Gemeinsinn zu stärken, machte er bereits vor einigen Jahren – als die Wehrpflicht ausgesetzt und der Zivildienst abgeschafft wurde – den Vorschlag, zwei soziale Pflichtjahre für alle Bürger einzuführen: für junge Menschen nach dem Schulabgang, bzw. nach der Lehre und für alte Menschen im Rentenalter.
Ich selbst hatte damals das Gefühl, dass die Freiwilligkeit der Maßnahmen auch nicht annähernd helfen würde, möglichst vielen Menschen die Erfahrungen eines selbstgewählten Freiwilligendienstes zu ermöglichen. Viele von ihnen waren dankbar, für die gemachten Erfahrungen. Ich dachte aber damals nicht an ein Pflichtjahr für ältere Menschen.
Precht schlägt vor, Menschen im Rentenalter sollten sich mit 15 Stunden pro Woche fürs Gemeinwohl einsetzen. Er sieht darin ein ungeheures Potential, denn schließlich könnten ältere Menschen ja auch ihre Lebenserfahrung einbringen. Das wäre laut Precht ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer neuen Bürgerkultur und einem neuen Gesellschaftsvertrag. Allein durch freiwilliges Engagement lasse sich das nicht bewerkstelligen.
Natürlich müsste es Ausnahmen geben, für Menschen, deren Gesundheit ein solches Tätigwerden nicht zuließe, und die bereits geleistete freiwillige Arbeit müsste anerkannt werden.
Ich halte seinen Vorschlag für Diskutierens wert.