Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen?

von Stefanie Labs

Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen?

Mit Leonardo-AI erstelltes
Bild (©Stefanie Labs)

Spätestens seit der Herbstakademie vom 25. bis 28.09.2023 in Ulm beschäftigen wir uns mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI). Die vorgestellten Beiträge haben wir bereits diskutiert und einige Aspekte regen uns zum Nachdenken an.

Um mich selbst mit dem Thema KI auseinanderzusetzen, habe ich zunächst den Chatbot ChatGPT getestet, indem ich der KI verschiedene Fragen und Aufgaben zu den unterschiedlichsten Themen gestellt habe. Meine Begeisterung über die Antworten des Sprachmodells hielt sich jedoch in Grenzen.

Beim Digitalführerschein (DiFü), der ein Projekt von Deutschland sicher im Netz e. V. (DsiN) ist, konnte ich dank ChatGPT in den einzelnen Modulen (Geräte, Internet, Kommunikation, Datenwelt, Gefahrenschutz, Technologiealltag, Künstliche Intelligenz, Computersprachen) ein perfektes Prüfungsergebnis erzielen (https://difue.de/) und habe mich damit selbst betrogen. War das jetzt sinnvoll?

Für eine juristische Argumentation zum Thema Trinkwasserinstallation im Mehrfamilienhaus war auch die Information hilfreich, dass DIN-Normen anerkannte Regeln der Technik sind und damit entweder verbindlich einzuhalten sind oder zumindest Empfehlungen geben. Sie erläutern Vorgaben aus z. B. Gesetzen oder Verordnungen, die der Gesetzgeber erlassen hat. Hier deutet sich bereits an, dass sich die Arbeit von Juristen in Zukunft gut für eine Automatisierung durch Künstliche Intelligenz eignet, da sie auf festen Regeln nach z. B. Gesetzen und Verordnungen beruht.

Bei medizinischen Fragen oder Fragen zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zeigt sich schnell, dass ChatGPT zwar hilfreiche Informationen liefern kann, diese aber fachlich hinterfragt werden müssen. Fundierte Aussagen für die individuelle Situation können nur Ärzte und/oder Apotheken treffen. Künstliche Intelligenz kann hier nur unterstützen, den Menschen aber nicht ersetzen.

Bei einfachen Fragen wie „Welches Tier wechselt im Winter seine Fellfarbe von braun zu weiß?“ im diesjährigen Adventsquiz wusste ChatGPT, dass es der Schneehase ist, dem der Farbwechsel eine bessere Tarnung im verschneiten Gelände ermöglicht.

Irgendwann habe ich mir aber auch die Frage gestellt, ob ich diese Informationen wirklich brauche bzw. welchen Mehrwert sie haben. Denn es fällt auf, dass ChatGPT oft keine einfache Antwort auf eine einfache Frage gibt, sondern sehr viele Informationen zusammenstellt, die je nach Fall interessant, aber manchmal auch falsch sind. Außerdem habe ich nach diesen Informationen gar nicht gefragt. Hier besteht also nach derzeitigem Stand durchaus die Gefahr von Falschmeldungen. Leider ist ChatGPT auch nicht immer auf dem neuesten Wissensstand, so dass neue Informationen, z. B. zu Gesetzesänderungen ab 2024, nicht unbedingt enthalten sind. Hier zeigen sich die Grenzen dieser KI.

Seit dem Frühjahr 2023 nutze ich für das Schreiben von Texten, z. B. für Nachrichten, die ich per E-Mail verschicke, DeepL Write, einen KI-Schreibassistenten (https://www.deepl.com/de/write). Dieses Online-Tool hilft mir, meine Texte zu verbessern sowie Grammatik- und Rechtschreibfehler zu korrigieren. Meine Texte schreibe ich aber nach wie vor selbst.

Ich habe mich auch mit der Frage beschäftigt, wo mir Künstliche Intelligenz im Alltag bereits begegnet. Wenn ich bei einer Behörde, einer Versicherung, einer Bank, einem Telefon-/Internetanbieter, einem Online-Händler usw. anrufe, werde ich von einer maschinell erzeugten Stimme begrüßt, die mich zunächst nach meinen persönlichen Daten fragt und mich dann auffordert, ihre Fragen zu beantworten oder ein Stichwort zu meiner Frage zu geben. Dieser Sprachassistent kennt zwar die Antwort auf häufig gestellte Kundenfragen, führt aber in meinem Fall immer zu einer realen Person, mit der ich dann sprechen kann. Anders sieht es auf den Webseiten der oben genannten Institutionen aus. Hier werde ich immer häufiger ebenfalls von einem Chatbot begrüßt, der mir vorgefertigte Fragen stellt und nach meiner Auswahl bzw. Eingabe die passenden Antworten parat hat. Nur leider führt das in den meisten Fällen nicht zur Beantwortung meiner Frage.

Als Kundin eines großen und bekannten Online-Händlers werden mir gezielt Produkte zum Kauf angeboten, die ich in der Vergangenheit bereits angeklickt habe oder die diesen ähnlich sind. Hier werde ich mit persönlich auf mich zugeschnittener Werbung konfrontiert. Dieses Phänomen begegnet mir in den letzten Jahren immer häufiger auch bei Banken, Versicherungen, Telefon-/Internetanbietern usw., die mich ganz offiziell um Erlaubnis bitten, mir gezielt Dienstleistungen anbieten zu dürfen. Verweigere ich die Nutzung meiner Daten, stoße ich immer wieder auf Unverständnis und Kritik. Auch bei der Nutzung anderer Online-Dienste willige ich durch die Akzeptanz der Allgemeinen Geschäftsbedingungen automatisch in die Nutzung meiner Daten für statistische Zwecke ein. Immer häufiger werde ich auch aufgefordert, Produkte oder Dienstleistungen im Internet zu bewerten.

In Unternehmen kann Künstliche Intelligenz durch die Auswertung von Daten wichtige Hinweise für die Entscheidungsfindung liefern. Mit Hilfe von Virtual-Reality-Trainingssimulationen kann KI helfen, Abläufe und Prozesse in realistischen Szenarien am Arbeitsplatz abzubilden und Abläufe zu trainieren.

Versicherungen und Sicherheitsbehörden haben beispielsweise ein Interesse daran, Gefahren und Risiken schnell zu erkennen und zu minimieren sowie Unfälle, Krankheiten und Anschläge zu verhindern. Der Blick in die Vergangenheit liefert nach der Auswertung von Daten häufig eine Aussage über einen Trend und bietet eine Orientierungshilfe für die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses. Hier bietet KI eine Chance, aber auch die Gefahr der Stigmatisierung. Deshalb muss immer auch der Erfahrungsschatz des Menschen in die Entscheidungen einfließen.

Es liegt auf der Hand, dass administrative Tätigkeiten wie das Erfassen von Daten, das Schreiben von Texten oder das Recherchieren und Zusammenstellen von Informationen im Internet von künstlicher Intelligenz übernommen werden können. Berufe mit wiederholenden Tätigkeiten, die besser von Maschinen erledigt werden können, werden sich in Zukunft stark verändern. Berufe, die menschliches Urteilsvermögen erfordern, können nicht durch KI ersetzt werden.

Mit Online-Tools wie dem Job-Futuromat (https://job-futuromat.iab.de/) und der Ermittlung des Automatisierungs-Risiko-Index (https://lis2.epfl.ch/resiliencetorobots/#/) kann aus heutiger Sicht die Wahrscheinlichkeit der Automatisierung, insbesondere durch KI, für bestimmte Tätigkeiten von Berufen abgefragt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich viele Berufe durch KI verändern werden. Wichtig ist dabei, dass KI den Menschen nicht ersetzen, sondern ihn in seiner Arbeit unterstützen soll. Wie dies in Zukunft aussieht, wird sich zeigen.


Bildquelle:
Das Bild zum Beitrag wurde von Stefanie Labs mit Hilfe von Leonardo.AI erstellt
https://intercom.help/leonardo-ai/en/articles/8044018-commercial-usage