von Inge Kellersmann
„In China streamen Avatare rund um die Uhr“ ist die Überschrift eines Schweizer Nachrichtensenders im Internet. Was bitte sind Avatare, fragte ich mich. Wikipedia: Avatare sind digitale Wesen mit menschlichem Aussehen, die von Menschen oder aus Kostengründen mit einer Software (vorwiegend mit KI) gesteuert werden. Sie besitzen die Fähigkeit, zu interagieren. Diese „Livestreamerinnen“ werben rund um die Uhr für Produkte. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass viele dieser virtuellen Klone mechanisch sprechen und sich roboterhaft bewegen, erschaffen mit künstlicher Intelligenz. „Für Firmen ist das günstiger und effizienter, wenn sie keine Menschen engagieren müssen. Zudem können virtuelle Streamer rund um die Uhr arbeiten,“ so SRF news vom 28.11.2023. Geld regiert die Welt. Wollen wir uns wirklich von diesen Klonen zum Kauf animieren lassen? Nein, ich nicht.
Aber ob wir wollen oder nicht, die Technologie schreitet immer schneller voran und die Künstliche Intelligenz findet sich vielerorten. KI ist das aktuelle Zauberwort. Sie kann uns unbestritten in vielerlei Hinsicht helfen und übernimmt im Alltag bereits viele Aufgaben. Denken wir nur mal an die Routenplanung bei Google Maps oder an Übersetzungsdienste im Internet. In der Medizin dient sie z.B. zur Erkennung von Hautkrankheiten. Allerdings könnte der Einsatz von KI in der Medizin aus der Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Behandlungsfehlern, Falschinformationen oder Datenmissbrauch führen. Viele Menschen werden ihren Job verlieren, wie z.B. Übersetzerinnen und Übersetzer.
Künstliche Intelligenz, ChatGPT, Deep Learning, Robotik, Social Bots sind nur einige der vielen Begriffe, mit denen wir seit einiger Zeit konfrontiert werden. Täglich werden wir in den Medien überschwemmt mit uns fremden Begriffen.
Weil die Technologie sowohl Chancen und Risiken birgt, ist auch die Haltung der Bevölkerung ambivalent. Während ein Jahr nach der Einführung von ChatGPT laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage gut jeder dritte Befragte in Deutschland (37 Prozent) offenbar neugierig war und den KI-Textroboter ausprobiert hat, hat gut die Hälfte der Befragten kein Vertrauen in die Ergebnisse generativer KI-Anwendungen (faz.net, 06.12.2024).
Wie es im Bereich der KI weitergeht, kann niemand genau vorhersagen. Viele Experten fordern daher mehr Regeln für den Einsatz von KI. Doch es herrscht Uneinigkeit. Wenn es schon im Europäischen Parlament mit der geplanten KI-Verordnung nicht weitergeht, warum sollten wir uns dazu einlassen und uns den Kopf zerbrechen, welche Konsequenzen die Anwendung von KI hat.
Diese neuen Techniken und damit eine vorgefertigte Phantasie töten viele Initiativen, vor allem bei den jungen Menschen. Die neueste Pisa-Studie ist alarmierend.