Ist der Kapitalismus nachhaltig?

von Maria Schmelter

Ein wesentliches Merkmal für Nachhaltigkeit ist für mich eine lange Lebensdauer der Produkte. Diese aber widerspricht den Prinzipien des Kapitalismus, der permanentes Wachstum braucht – immer höher, immer schneller, immer weiter. Trotzdem stelle ich die Frage: „Ist der Kapitalismus nachhaltig?“, im Sinne seiner Überlebensdauer.

Gerade kündigt mein Gefrierschrank nach 25 Jahren treuer Gefolgschaft seine Dienste auf. In der Vergangenheit hatte die Werbung mich schon bedrängt, ihn – obwohl noch funktionsfähig – gegen ein modernes Gerät einzutauschen. Geworben wurde mit den unglaublichen Einsparungen beim Strom. Nun aber musste ich einen neuen Gefrierschrank kaufen. Klar, im Stromverbrauch ist er sehr viel günstiger, aber er hat nur 1 Jahr Garantie. So kapitalistisch konform wie die Geräte produziert werden, kann es gut sein, dass sie nach 1 Jahr ihren Dienst quittieren, deshalb wird gleich dazu noch eine Versicherung für die nächsten 5 Jahre angeboten, die einer Garantie gleichkommt. Ich fühle mich dem alternativlos ausgeliefert, es ist mitnichten nachhaltig.

Dem sich immer schneller drehenden Modekarusell kann ich mich entziehen, indem ich langlebige Produkte secondhand kaufe und auch beim Lebensmitteleinkauf entscheide ich mich für saisonale Produkte auf dem Wochenmarkt. Ich weiß, ich leiste nur einen kleinen Beitrag und könnte / müsste noch viel konsequenter sein.

Ich gebe zu, ich hatte naiv gehofft, die jetzige Krise könnte dem Kapitalismus den Garaus machen. Wir alle werden zum Energiesparen aufgefordert – während ich meinen kleinen Weihnachtsstern nur noch sehr kurz in der Dunkelheit leuchten lasse, sehe ich kaum eine Reduzierung der Weihnachtsbeleuchtung im öffentlichen Raum. Dass die Ressourcen dieser Erde rücksichtslos ausgebeutet wurden, steht nicht erst seit gestern fest und auch, dass die Klimaziele so nicht erreichbar sind.

Aber offensichtlich bricht auch diese Krise dem Kapitalismus nicht das Genick. Marx hatte in seiner Zeit schon erkannt, dass Krisen nicht das Ende des Kapitalismus bedeuten, sondern sein Wesen sind, auch wenn wir alle dabei drauf gehen?

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die großen Konzerne, gleich welcher Branche, nun alle antreten, um die Welt zu retten?