Nachhaltigkeit – bei uns hieß es früher SeRo oder Altstoffsammlung

von Maja Prée

Kartoffelwaage Foto von Hans Kadereit
(GNU Free Documentation License)

Es ist lange her. Aber ich sehe das Bild immer noch vor mir. Unser Klassenlehrer saß in unserer Grundschulzeit zur Altstoffsammlung neben einer Dezimalwaage, auch Kartoffelwaage genannt. Und er passte dabei auf, dass die durch uns gesammelten Altstoffe auch richtig notiert wurden. Schließlich gab es einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Klassenstufen. Und jede Klasse wollte gern die beste sein, gab es doch dann ein Extra für die Klassenklasse. 

Ich glaube, das war damals gar nicht das Wichtigste für uns. Wir wollten dazu beitragen, dass unsere Klasse gut abschnitt. Und der Wettbewerb machte Spaß. Dazu wurden erstmal die Altstoffe genutzt, die sich bei der Familie, im Keller angesammelt hatten: Papier und Flaschen vor allem. Manchmal gab es auch ein paar Lumpen. Wir hatten noch nicht so viel Bekleidung aus synthetischen Fasern. Jetzt denke ich, ob davon manches auch in die Produktion der Karosserieteile unseres „Trabants“ ging? Bei den Karosserieteilen wurden nämlich Textilfasern mit einem Harz verpresst.
Und wenn wir noch etwas Schrott auftreiben konnten, um so besser.
Wir fragten natürlich auch bei den Nachbarn im Haus oder nebenan.
Wir Kinder haben manchmal auch aus Eigeninitiative gesammelt. Um das eigene Taschengeld etwas aufzubessern. Das war schon schön. Wünsche gab es ja meist genug.
Eine andere Form der Wiederverwendung fand viele Jahre in unserem Fischgeschäft statt. Das war nur zwei Häuserecken entfernt. Und gerade in der Weihnachtszeit, wenn der traditionelle Karpfen verkauft wurde, war die dortige Verkäuferin für Spenden gut gebündelter Zeitungen sehr dankbar. So ein Karpfen brauchte ja einiges an Papier, um ordentlich eingepackt werden zu können.

Papier und Glas werden nun seit Jahrzehnten wieder gesammelt. Die Firma SeRo (Sekundärrohstoffe) gibt es nicht mehr. Nun stehen die Container an der Straße und werden gut genutzt. Aber es gibt bei uns auch eine Firma die Altstoffe aufkauft. Doch die blaue Tonne steht vorm Haus und schluckt jede Form von Papier, mit der man sie füttert. Es ist bequemer und einfacher, als wenn man selbst erst sammelt und dann mit dem Auto zur Annahmestelle fährt.