Hans Carl von Carlowitz, der Vater des Begriffs “Nachhaltigkeit“

von Roma Szczocarz

„Bei allem, was man tut, das Ende zu bedenken, das ist Nachhaltigkeit.“ So sagte ein deutscher Unternehmer Eric Schweitzer

Hans-Carl von Carlowitz 1645-1714
(Wikimedia Commons Public Domain

Hans Carl von Carlowitz schrieb mit der“ Sylvicultura oeconomica, oder hausswirthliche Nachricht und Naturmaessige Anweisung zur wilden Baum- Zucht“ im Jahre 1713 das erste geschlossene Werk über die Fortwirtschaft und gilt als wesentlicher Vater des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.

Herkunft, Familie, Bildung
Hans Carl von Carlowitz wurde 1645 in Oberrabenstein geboren. Sein Vater war der kursächsische Oberforstmeister Georg Carl von Carlowitz, der in der vierten Generation auf Burg Rabenstein lebte. Hans Carl besuchte mit 14 Jahren das Evangelisch- Lutherische Stadtgymnasium zu Halle. Das war eine Schule, die stark vom Geist des Humanismus geprägt wurde. Seine Herkunft- die Familie war Teil des sächsischen Uradels und seit mehreren Generationen mit der Verwaltung von Wäldern im sächsischen Erzgebirge befasst – erlaubte ihm ein gutes spezialisiertes Studium. Die nächste Etappe war das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Uni Jena. Er verbesserte seine Fremdsprachkenntnisse. Aber besonders viel Zeit widmete er sich naturwissenschaftlichen und bergbaukundlichen Studien.

Adel im Wandel (Bild Wikimedia)

Damals entwickelte sich ein neuer Blick auf Wald- und Holzwirtschaft. Der große Holzbedarf als Baumaterial und Brennstoff unter Tage und zur Verhüttung machte eine planvolle, nachhaltige Bewirtschaftung dieser Ressource notwendig.

Sylvicultura Oeconomica
Hans Carl von Carlowitz fasste in seinem Werk das im Dreißigjährigen Krieg verringerte forstliche Wissen seiner Zeit zusammen, alles erweitert durch eigene Erfahrungen. Und so formulierte Heinz Carl von Carlowitz erstmals das Prinzip der forstwirtschaftlichen  Nachhaltigkeit:
Wie der halben die groeste Kunst, Wissenschaft, Fleiss und Einrichtung riesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen, dass es eine continurliche bestaendige und nachhaltende Nutzung gebe, weiln es eine unentberliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Esse ( im Sinne von Wesen, Dasein) nicht bleiben mag.“

Zum Schluss
Hans Carl von Carlowitz forderte, respektvoll und“ pfleglich“ mit der Natur und ihren Rohstoffen umzugehen und kritisierte den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder. Sein Denken über die Zukunft der natürlichen Ressourcen  war seiner Zeit voraus.
„Die größte Gefahr für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn rettet.“ Robert Swan britischer Polarforscher und Umweltschützer

Abenteuerlicher Bildungsteil: Cavaliersreise
Cavaliersreise war die Bezeichnung für eine seit der Renaissance obligatorische Reise der Söhne des europäischen Adels, später auch des gehobenen Bürgertums. Damals hat man diese Reise meistens von London aus begonnen. Von Carlowitz reiste weiter durch ganz Europa; besuchte Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Italien und Malta. Während der Reise gewann er neues Wissen, z.B. dass Holz im Europa des 17. Jahrhunderts ein knapper Rohstoff war. Gleichzeitig war in London das Buch“ Sylva“ von John Evelyn (ein englischer Architekt, Gartenbauer und Autor) erschienen. Wahrscheinlich war das ein Impuls, um sich weitere Erfahrungen und Erkenntnisse anzueignen.

Manager und Forscher
Nach seiner Kavalierstour 1677 wurde er zum sächsischen Vize- Berghauptmann ernannt, ab1711 übernahm er die Leitung des Oberbergamtes Freiberg.