von Maja Prée
Als Utes E- Mail bei mir ankam, lag ich entspannt in der Sonne, eine Amsel sang und mir ging alles Mögliche durch den Kopf.
Kurz darauf hatte ich meinen Füllfederhalter in der Hand und schrieb die ersten Zeilen in mein Arbeitsbuch, das mir schon mehrfach für das Niederschreiben der Erstfassung meiner Texte diente. Meine Gedanken waren zurück in meine Schulzeit gegangen. Schreiben (besser gesagt: Schönschreiben) war bei uns in der 3. und 4. Klasse ein Unterrichtsfach. Bei mir stand da nie eine gute Note auf dem Zeugnis. Meine Schrift war unregelmäßig. Oftmals gingen meine Füller kaputt, weil ich einfach zu derb mit ihnen umging, und da war dann auch die Schrift sehr unsauber.
Kein Vergleich, wie leicht die Feder jetzt übers Papier glitt. Schön schreiben kann ich nach wie vor nicht. Aber es ist lesbarer, als wenn ich den Kugelschreiber nehme. Mit der Feder habe ich das Gefühl, die Buchstaben etwas besser auszuformen.
Die Gedanken möchten vorauseilen. Doch das können sie nicht. Ich musste die Worte ja erst aufs Papier bringen. Und später leider doch noch in die Tasten hauen. Und hier erfolgt dann die erste Korrektur des im Moment dahingeschriebenen Wortes. Es ist gut, dass ich dieses Buch habe, hier werden Gedanken aufbewahrt, die im Computer schnell wieder gelöscht sind.
In meiner Kindheit und Jugend habe ich viel geschrieben. Aufsätze in der Schule, später auch viele Briefe an eine Freundin, die in einem benachbarten Ort wohnte. Ein Telefon hatten wir beide nicht zu Hause. Meine Freundin lernte Buchhändlerin, ich war eine Leseratte. So waren Bücher eine Quelle für unsere Briefe. Natürlich schrieben wir auch über normale Alltagserlebnisse. Ich weiß noch, wie ich begeistert von einem Kleid geschrieben hatte, das meine Mutter aus einem Faltenrock gezaubert hatte.
Ich habe keinen dieser Briefe mehr, und wir beide haben seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. Haben uns einfach irgendwann aus den Augen verloren. Das wäre vielleicht in Handyzeiten nicht passiert. Manchmal sinne ich der Zeit des Briefeschreibens nach und greife sogar wieder zum Füllfederhalter.
Zum Glück gibt es noch Menschen, die auch gerne Briefe schreiben. Und diese noch dazu liebenswert gestalten. Wenn ich so einen Brief aus dem Kasten nehmen kann, ist das immer eine besondere Freude. Danke Maria.