Von Helmut Fleischhacker
Lesen und Schreiben wird im Prinzip heute in allen entwickelten Ländern in der Schule gelehrt. Neben dem persönlichen Gespräch ist das Schreiben das wichtigste Kommunikationsmittel.
1942 wurde ich eingeschult und wir lernten bereits lateinische Buchstaben. Meine Eltern bekamen noch deutsche Schrift (deutsche Sütterlinschrift) gelehrt. Da sie nun uns Kindern bei den Hausaufgaben helfen sollten/mussten, waren sie gezwungen, sich die lateinische Schrift anzueignen.
Für uns Kinder waren die ersten Schreibutensilien die Schiefertafel und der Schiefergriffel.
EIN SCHIEFERGRIFFEL
Schiefer auf Schiefer erzeugte beim Schreiben „wunderbare“ Kratz- und Quietschgeräusche. Erzeugte man bei Schreiben einen zu hohen Druck mit dem Griffel auf der Tafel, konnten „bleibende Erinnerungen“ entstehen. Am Hauseingang gab es einige Sandsteinstufen, auf denen diese Schiefergriffel wieder angespitzt (geschliffen) wurden. Es gab für das Anspitzen auch Reibebänkchen, diese waren aber teuer. Neben den Schiefergriffeln gab es noch Milchgriffel. Diese Dinger sahen aus wie Bleistifte, hatten jedoch anstelle der Bleimine eine Mine aus einer weißen Masse. Milchgriffel kratzen nicht auf den Schiefertafeln und hinterließen keine bleibenden Spuren, nutzen sich aber zügig ab. Und sie waren wesentlich teurer als Schiefergriffel.
1947, ich war schon in Klasse 5, waren noch immer Schiefertafeln und Griffel im Einsatz.
Schreibhefte, Federhalten mit Schreibfedern und Tinte waren nach wie vor Mangelware. Das änderte sich erst 1948 mit der Währungsreform. Erstaunlicherweise waren über Nacht die Geschäfte hervorragend sortiert. Mangel herrschte nun jedoch an der D-Mark.
Wir haben dann doch noch das Schreiben mit Tinte, Federhalter mit kratzenden Federn und so manchen Tintenklecksen gelernt.
Das Wort “Schreiben” kommt von althochdeutsch scriban, aus lateinisch scribere „mit dem Griffel auf einer Tafel einritzen“
Um zu schreiben, sind ein Medium und ein Schreibgerät nötig (siehe manuelles Schreiben). Eine weitere Voraussetzung ist die Fähigkeit zu schreiben (Schreibkompetenz).
Was ist Schreiben?
Schriftlich formulieren, gestalten, verfassen.
Beispiele
- einen Brief, ein[e] E-Mail, eine Beschwerde, ein Protokoll, eine Rechnung, einen Wunschzettel schreiben
- jemandem, an jemanden eine Karte schreiben
- sie schreibt Romane, Drehbücher
- sie hat in Biologie eine Eins geschrieben (in der Klassenarbeit die Note „Eins“ erreicht)
- sie schreibt in ihrem Gutachten (äußert sich darin dahin gehend), dass der Abstand ausreichend gewesen sei
- was schreiben denn die Zeitungen über den Vorfall? (was wird in den Zeitungen darüber berichtet?)
- es gilt das geschriebene Wort (der schriftlich niedergelegte Text)
- das geschriebene (kodifizierte) Recht
- 〈in übertragener Bedeutung: 〉 die Geschichte muss möglicherweise neu geschrieben werden (Duden)
Bedeutung von Schreiben
„Schreiben bezeichnet das Aufzeichnen von Schriftzeichen, Buchstaben, Ziffern oder musikalischen Noten. Das Schreiben ist eine elementare Kulturtechnik und gehört zu den Grundfertigkeiten. Die Geschichte des Schreibens ist untrennbar verknüpft mit der Geschichte der Schrift. Das Fehlen einer, in einer Kultur verankerten, Lese- bzw. Schreibfähigkeit wird als Illiteralität bezeichnet.“ (Wikipedia)
Schriftzeichen, Buchstaben, Ziffern, Noten o. Ä. in einer bestimmten lesbaren Folge mit einem Schreibgerät auf einer Unterlage, meist Papier, aufzeichnen oder in einen Computer eingeben.
Beispiele
- schön, deutlich, wie gestochen, unleserlich, schnell, langsam schreiben
- mit der Hand, mit dem Bleistift, mit Tinte schreiben
- auf/mit der Maschine, dem Computer schreiben (Duden)
- einen Gedanken festzuhalten
https://www.duden.de/rechtschreibung/schreiben
Warum schreiben wir?
- einen Gedanken festhalten
- zum Kommunizieren mit Anderen
- Schreiben ist ein ganz persönliches Ausdrucksmittel
- wir können es, wir haben schreiben gelernt
Wie/was schreiben wir?
schriftlich formulieren, gestalten, verfassen
Beispiele
- einen Brief, ein[e] E-Mail, eine Beschwerde, ein Protokoll, eine Rechnung, einen Wunschzettel schreiben
- jemandem, an jemanden eine Karte schreiben
- sie schreibt Romane, Drehbücher
- sie hat in Biologie eine Eins geschrieben (in der Klassenarbeit die Note „Eins“ erreicht)
- sie schreibt in ihrem Gutachten (äußert sich darin dahin gehend), dass der Abstand ausreichend gewesen sei
- was schreiben denn die Zeitungen über den Vorfall? (was wird in den Zeitungen darüber berichtet?)
- es gilt das geschriebene Wort (der schriftlich niedergelegte Text)
- das geschriebene (kodifizierte) Recht
Formen von Schreiben
Schriftarten – Deutsch, Latein, kyrillisch, griechisch, arabisch, chinesisch, japanisch,
Schrifttypen – kursiv, Sütterlin, Jugendstil, Fraktur, Agenda, Alte Schwabacher, Gothik
Arial, Baskerville, Bodoni, Courier, Serif, Fraktur,
siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Schriftarten
Bei der Entwicklung der Schrifttypen fallen zwei Entwicklungen besonders auf:
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es nur sehr wenige Schrifttypen. Ab Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts wurden besonders viel neue Schriftarten entwickelt. Die industrielle Entwicklung der Setz- und Drucktechnik dürfte dabei eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Der zweite Entwicklungssprung fand Ende des 20. Anfang des 21. Jahrhunderts statt.
Entscheidend waren die rasante Entwicklung und Marktdurchdringung des Computers und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten des Druckens.
In Deutschland gab es längere Zeit eine Besonderheit, die sogenannte „Deutsche Schrift“,
umgangssprachlich auch als „Sütterlin“ bezeichnet. Die Generation meiner Eltern hatte die „deutsche Schrift“ noch in der Schule erlernt. Nachdem wir Kinder eingeschult waren und das lateinische Alphabet gelehrt bekamen, musste z. B. meine Mutter, um uns behilflich sein zu können, ebenfalls das „lateinisch“ neu erlernen.
Die Bezeichnung deutsche Schrift (deutsche Sütterlinschrift) wird als Sammelbegriff für einige gebrochene Schriften verwendet, mit denen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert deutsche Texte bevorzugt geschrieben und gedruckt wurde.
Das Alphabet der deutschen Schreibschrift. Die deutsche Sütterlinschrift, auch Kurrentschrift, wurde ab 1915 in Preußeneingeführt. Ab 1.September 1941 wurde das Lehren von Kurrentschrift im Schulunterricht untersagt.
Schreibgeräte
Schreibgeräte dienen dem Schreiben, dem Aufbringen von Schriftzeichen auf einem Untergrund. Je nach Gebrauchsweise können Schreibgeräte auch mehr oder weniger gut zum Zeichnen und Malen verwendet werden.
Alte Schreibgeräte
Das Aussehen von Schreibgeräten ist eng mit der Form der Schrift, dem Untergrund auf dem sie sich notiert und dem kulturellen Sinn für Ästhetik verbunden.
Um mit Keilschrift auf Tontafeln zu schreiben, benutzten die Babylonier einen Griffel mit dreieckiger Spitze, mit dem sie die Schriftzeichen in weichen Ton drückten. Dies führte zu guter Lesbarkeit der Schrift auf dem Ton. Vielerorts (z. B. im alten Ägypten) wurde mit einem Schreibrohr aus Schilf geschrieben. Das moderne arabische Wort für Stift qalam leitet sich nach wie vor vom lateinischen Wort calamus (= Schilfrohr) ab.
Die Römer benutzten Griffel, um auf Wachstafeln zu schreiben. Papyrus aus Ägypten fand jedoch ebenfalls Verwendung. Später wurden Federkiele benutzt. Geeignete Vogelfedern stammen gewöhnlich vom Flügel von Gänsen und Raben. Kalligrafen benutzen solche Federn immer noch. Bleistifte wurden im 16. Jahrhundert entwickelt und nahmen verschiedene Formen an. Sie bestehen aus Holz, das eine Mine umgibt, die zuerst aus Blei- und Silberlegierungen und später aus Grafit bestand.
Fast alles, was eine Spur oder einen Strich hinterlässt, kann als Schreibgerät benutzt werden, etwa Wachsstifte und Pastellkreide. Man kann auch in Felsen einritzen, wenngleich man die hierfür benötigte Ausrüstung nicht als Schreibhilfe bezeichnen kann.
Bekanntheit erlangte das historische Schreibset von Wittenberg aus dem 16. Jh.
Heutige Schreibgeräte
Minenstifte bestehen in der Regel aus einem langen dünnen Stab schreib-fähigen Materials, der Mine, das von einem Mantel oder einer Hülle festgehalten wird.
Bleistift, Buntstift, Kopierstift, mechanischer Stift
Federstifte sind Stifte, die mit einer Feder als Spitze das Schreibmedium (Tinte oder Tusche) auf eine aufnehmende Unterlage (das Schreibmaterial) übertragen.
Die ersten Füllfederhalter stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert, wurden aber erst im 19. Jahrhundert ausführlicher entwickelt. Eine robuste Variante ist der Tintenkuli.
Federhalter, Federkiel, Glasfeder, Schreibfeder, Tuschzeichner, Ziehfeder
Kugelschreiber und TintenrollerIst eine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Kamen Mitte der 1950e Jahre in großen Mengen zu günstigen Preisen auf den deutschen Markt. Kugelschreiber, Tintenroller, Gelroller
Filzstifte und FaserschreiberFilzstifte haben einen Kern aus ungeordnetem oder parallel liegendem Fasermaterial, der mit einer Farbstofflösung gleichmäßig durchtränkt ist, welche zu einer ebenfalls aus Fasermaterial bestehenden Spitze geleitet wird.
Textmarker, Board-Marker für Whiteboards
Sonstige
Pinsel, Griffel, Wachsmalstifte, Zirkel, Kreide
Schreiben und Kommunikation heute
Technische Entwicklungen haben die Art des Schreibens und der Kommunikation im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verändert.
Im Geschäftsverkehr ersetzte das Fernschreiben das Fax und auf das Fax kam die E-Mail.
Im privaten Bereich wurden im wesentlichen Brief und Karte ersetzt durch das Smartphone und die Messengerdienste wie WhatsApp, Signal, Telegram, Skype oder Facebook.
Ohne diese Kommunikationsmittel bekäme ich vom Leben und Arbeiten meiner Kinder, Enkel und Urenkel so gut wie nichts mit. Unsere 13 Enkeltochter kann sich ein Leben ohne Handy kaum vorstellen. So fragte sie bei ihrem letzten Besuch: „Opa, wie habt ihr euch früher bloß verabredet“. Na ja, so kurzfristig wie heute per Smartphone ging das in unserer Jugend nicht. Eine so große Vielzahl von Möglichkeiten etwas zu unternehmen gab in den 1950er nicht. Als Abgänger aus der Volksschule begann für viele 15-Jährige bereits eine Berufsausbildung, eine Lehre.
Heute haben die Jugendlichen ggf. Probleme mit der Vielzahl an Informationen, die durch die modernen Kommunikationsmittel auf sie einstürmen. Das Schreiben scheint, außerhalb der Schule, zu einer Nebensache zu verkümmern.