von Ute Lenke
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als man wieder reisen konnte, schrieb man den Daheimgebliebenen eifrig Postkarten. Diese Postkarten waren mein erstes Hobby. Ich legte mir eine Postkartensammlung an, die ich bald erweiterte durch Leporellos von Orten, in denen ich selbst mal gewesen war, aber auch als „Mitbringsel“ waren sie begehrt; ich nannte sie damals „Ziehdinger“ und niemand klärte mich auf, wie sie richtig heißen. Ich weiß nicht, ob es diese „Dinger“ heute noch zu kaufen gibt, aber sie und die alten schwarz-weißen Postkarten ab und zu nostalgisch anzuschauen, das ist noch immer unterhaltsam.
Aus diesem Anfang entstand schnell mein zweites, bis heute ausgeübtes Hobby: Fotografieren. Eine über die Kriegswirren gerettete Balgenkamera meiner Mutter, Marke „Balda“, mit 6×9 Rollfilm, natürlich schwarz-weiß, war der Beginn. Ein Kollege meines Vaters, selbst leidenschaftlicher Fotograf, brachte mir die Grundbegriffe und Regeln bei, schenkte mir zum Geburtstag ein Lehrbuch. Was darin stand, verstand ich mit 13 Jahren nicht wirklich, aber Übung macht – naja…keine Meisterin, aber ich konnte die Einstellungen an der Kamera bedienen und nutzen. Bis ich mir endlich meine Traumkamera leisten konnte, vergingen zwar viele Jahre, aber auch mit einfachen Modellen habe ich immer alles fotografiert, was mir vor die Linse kam.
Mit zunehmendem Alter wurde ich bequemer oder anders gesagt: durch Haushalt, Kinder, Tiere mehr ans Haus gebunden. Da bekam ich plötzlich Lust zu malen. Karikaturen, Öl, dann Aquarell. Um das zu lernen, besuchte ich Kurse. Ziemlich erfolgreich, so dass ich kurze Zeit später Kursleiterin wurde. Leider – denn nun musste ich malen: Kunstgeschichte, geeignete Motive, Mal-Techniken für die Kursteilnehmerinnen beherrschen und vermitteln können. Aus meinem anfänglichen Hobby war ein Job geworden, der mir zwar viel Freude machte, aber auch Arbeit, – und mir ein, wenn auch geringes, Einkommen brachte. Das war nun kein Hobby mehr.
Dann versuchte ich es mit Textilien: Wolle spinnen, färben, weben. Auch hier wieder mit dem Ergebnis „Ach, möchten Sie nicht den Kurs übernehmen“. Ich übernahm, denn Hobbys kosten: man braucht Geld für das Material, ob Farben, Leinwand, Filme samt Entwicklung – also umsonst ist der Spaß nicht. Aber ein Hobby war das ja nun auch nicht mehr.
Danach wurde ich kühn: Ich suchte eine neue Herausforderung, studierte zum zweiten Mal. Es dauerte aber wieder nicht lange, da war ich Tutorin, dann Studienberaterin und nach dem Abschluss Mentorin an der Uni.
Nun bin ich in Rente, kann tun und lassen, was mir Spaß macht. Zum Lesen, Schreiben, Fotografieren, Malen, kam das Hobby Computer hinzu.
Und welches Hobby habe ich heute? Nach meiner schüchternen Anfrage, ob ich beim LernCafe mitschreiben darf, gebe ich das LernCafe nun heraus, wofür ich meine vielen anderen Hobbys immerhin wunderbar verwenden kann.