Hobby – was ist das?

Maria Schmelter

Das Wort Hobby hatte in meiner Familie, in der nur Arbeit zählte, einen ganz negativen Klang. Heute weiß ich, wie sehr ein Hobby das Leben bereichern kann.

Als das Thema Hobby für diese Ausgabe des Lerncafes feststand, war ich gar nicht begeistert zu schreiben, wie sonst immer. Um mich auf dieses Thema einzustimmen, las ich zunächst die Begriffsbestimmung in Herders Fremdwörterbuch mit dem Untertitel „Begriffe unserer Zeit richtig verstehen – sicher anwenden“ – unter dem Stichwort Hobby: „Steckenpferd, Freizeitbeschäftigung, Liebhaberei“. Es gab also eine Zeit, in der das Hobby ein Fremdwort war. Ich las die Erklärung in der 2. Auflage von 1969.

Als Nächstes zog ich den Duden, das Bedeutungswörterbuch Band 10 zu Rate. Dort las ich: “In der Freizeit, aus Neigung, Freude an der Sache mit einem gewissen Eifer betriebene Beschäftigung auf einem bestimmten Gebiet.“

Da wunderte es mich gar nicht mehr, dass mein Vater auf die Frage nach einem Hobby immer mit der Gegenfrage „Hast du nichts Ordentliches zu tun?“ geantwortet hätte. Sein Leben war geprägt von Arbeit und damit konnte er uns alle in der Familie eindecken. Wollte ich also meinem Steckenpferd (ein fast in Vergessenheit geratener Begriff), dem Lesen, frönen, so tat ich gut daran, meinen Lesestoff unter den Schulbüchern zu verstecken.

Geprägt von diesen Erfahrungen in unserer Familie, war ich, als der Begriff Hobby für die neue Ausgabe des Lerncafes ausgewählt wurde, zunächst eher von Ablehnung erfüllt, und das, obwohl klar war, ich könnte über das Schreiben, diese mit Eifer und Freude betriebene Sache, schreiben, die ja in meinem Leben nun ganz schön viel Raum einnehmen darf.

Zum Schreiben gehört ein Schreibtisch. Dieses schwere alte Stück, kunstvoll aus Eichenholz gearbeitet, gehörte ehemals einem alten Dorfschullehrer. Er fand zu mir über den Sperrmüll und gehört zu meinen liebsten Möbelstücken. Er hat auf jeder Seite tiefe Schubfächer, in denen ich alles, was ich für mein Hobby brauche, aufheben kann. Obendrauf sieht es immer ziemlich unaufgeräumt aus, nur die Schreibunterlage in der Mitte ist frei, damit ich jederzeit mit dem Schreiben beginnen kann.

Mein Schreibtisch (Foto: Maria Schmelter)

Mein Hobby Schreiben ist vielfältig in seiner Ausgestaltung. Großen Raum nimmt das Schreiben von selbstgestalteten Briefen und Karten ein. Es ist wie ein Gespräch mit den Empfängern, niemals eine Pflichtübung. Für diese „Gedankengespräche“ reserviere ich die beste Zeit meines Tages, die stillen frühen Morgenstunden, ab 5.00 Uhr.

Ein weiterer Teil meines Hobbys betrifft das Schreiben von Texten zum Beispiel fürs Lerncafe.  Da muss ich meist nur kurz nachdenken, der Rest läuft aus der Feder. Oft tauchen dabei biografische Erlebnisse auf, die ich gerne einflechte.

Ein großer Anteil an dieser Freude am Schreiben gebührt der Leiterin des Meditativen Schreibkurses, die uns lehrte, die Schreibbeiträge ohne Wertungen mit anderen zu teilen. Wenn wir uns am Schluss der gemeinsamen Stunde unsere Schreibergebnisse vorlasen, war jeder Kommentar untersagt. Erst fand ich, die ich so gerne Rückmeldungen gebe, das befremdlich, aber ich habe den großen Segen dieser Regel erfahren. Sie macht angstfrei.

Im meditativen Schreibkurs, der jeweils 2 Stunden am Vormittag stattfand, wärmten wir uns mit allerlei Wortspielen auf, bekamen dann Anregungen für das konkrete Schreiben, schrieben 20 Minuten lang und lasen uns dann unsere Beiträge vor.

Leider findet der Schreibkurs coronabedingt z.Zt. nicht statt. Ich habe immer sehr gerne daran teilgenommen. Heraus kamen kurze Geschichten, die aus der Feder gelaufen waren und die mich teils sehr verblüfften. Sie entstanden immer völlig ohne nachzudenken und hatten nach 20 Minuten ihren Schlusspunkt gefunden.

Im letzten Winter habe ich mit einer Frau aus diesem Schreibkurs ein Schreibprojekt kreiert. Eine begann eine Geschichte und die andere schrieb weiter. So ging es täglich hin und her und es entstanden zwei längere Geschichten. Das machte viel Spaß und half über die Zeit der verminderten Kontakte hinweg. Wir erwägen in diesem Winter eine Neuauflage.

Mein Hobby, das Schreiben, entspricht also genau der Erklärung des Dudens: Es ist eine „in der Freizeit aus Neigung, Freude an der Sache mit einem gewissem Eifer betriebene Beschäftigung auf einem bestimmten Gebiet”.  

Mein Hobby erfüllt mein Leben mit viel Freude.