Ein Hobby – was genau ist das?

von Cornelia Kutter

Bei dem Thema Hobby fällt mir sofort eine frühere Nachbarin ein, die ständig die Treppe gewischt hat, obwohl diese gar nicht verschmutzt war. Auf Nachfrage sagte die Frau, dass Putzen ihr Hobby wäre.

Früher war alles anders:
Meine Oma hätte von der Nachbarin gesagt, dass die einen Putzfimmel hat. So etwas gab es eben. Es war eine Marotte, aber eigentlich ganz normal. Zeitgemäß heißt das dann wohl eher Putzzwang, weil dies aus heutiger Sicht natürlich krankhaft ist und unbedingt mit Hilfe eines Psychologen aufgearbeitet werden muss.
Zu Omas Zeit war auch das tägliche Gemüse-Schnippeln für das  abwechslungsreiche Zubereiten des Mittagessens eine Selbstverständlichkeit. Wenn heute jemand Essen kreativ und mit frischen Zutaten zubereitet und nicht gerade in der Gastronomie tätig ist, dann ist das ganz klar ein Hobbykoch.


Hobby, aktiv oder passiv:

Kürzlich war ich bei Freunden zu Besuch und hörte deren ebenfalls anwesende 13jährige Enkelin telefonieren. Sie regte sich über den Vater einer Mitschülerin auf, der sich als Hobbyaquarianer bezeichnet, obwohl ausschließlich die Tierhandlung das Aquarium ausgestattet hat und er nur davor sitzt und die Fische betrachtet.
Ich dachte mir, das ist so ähnlich wie mit Kopfhörern Musik hören. Für mich ist beides kein Hobby. Es eignet sich allenfalls dafür, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen.
Zu den Fischen fiel mir noch dieser lustige Spruch auf witze.tv ein: „Mein Hobby ist das Aquarium. Ich kann stundenlang diese Fische beobachten.“ “Und was hält deine Frau davon?“ „Der ist es völlig egal, was ich den ganzen Tag im Büro mache.“

Aquarium (Public Domain)

Was ein Hobby ausmacht:
Um eine Abgrenzung zu finden, wann ein Hobby als solches anzusehen ist, habe ich einmal Google bemüht. Es ist schon erstaunlich, was alles als Hobby aufgelistet wird. Da werden zum Beispiel Lesen, Rätsel raten oder Filme anschauen genannt. Für mich sind das ganz normale Alltagsbeschäftigungen, die zwar Spaß machen, aber von mir bestimmt nicht als Hobby betrachtet werden. Bei echten Hobbys denke ich eher an etwas Kreatives und Gestalterisches. Das kann das Anfertigen von Tiffany-Lampen oder das Herstellen von Teddys oder Puppen sein. Auch der Modellbau ist für mich ein echtes Hobby. Allerdings sollte der Anreiz für die Tätigkeit dann nicht der Verkauf der Gegenstände sein. Aber man kann sein Hobby schließlich auch zum Beruf machen. Und dann gibt es noch die verheirateten Männer, die sich gerne in ihren „Hobbykeller“ verkrümeln, um gemeinsamen Aktivitäten aus dem Weg zu gehen und ihre Ruhe zu haben.

Spaß oder Pflicht:
Ein Freund von mir hat einen Schrebergarten. Er liebt es, Gemüse anzupflanzen, Hochbeete zu bauen und Obst zu ernten. Auch Unkrautzupfen und Rasenmähen sind für ihn keine Last. Mein Nachbar ist da völlig anders. Seinerzeit wollte er ein großes Grundstück um sein Haus haben. Die damit verbundene Gartenarbeit hat er aber von Anfang an gehasst und alles von einem Garten-Fachbetrieb machen lassen. Heute überlegt er ernsthaft, ob er die Anlage nicht in eine Steinwüste verwandeln soll. Er nennt es allerdings Steingarten.
Ähnlich verhält es sich auch mit sportlichen Aktivitäten. Der eine geht zweimal die Woche zum Joggen und einmal ins Fitnessstudio, weil er meint, die Quälerei muss für die Gesundheit und ein längeres Leben sein. Der andere betreibt Extremsport, nimmt an Marathon-Läufen und sogar am Ironman auf Hawaii teil und kann sich ständig neu motivieren, weil es ihm Freude macht und ihm der Erfolg so viel gibt.

Hauptsache, es macht Spaß:
Glaubt man den Kontaktanzeigen in Zeitungen oder Dating-Portalen, nennen die meisten Personen, dass ein Hobby von Ihnen das Reisen ist. Das gilt auch für meine ehemalige Klassenkameradin Beate. Tatsächlich fährt sie zweimal im Jahr per Pauschalreise in ein All-inclusive-Ferienressort, legt sich in die Sonne und nimmt allenfalls am Animationsprogramm teil. Von Land und Leuten bekommt sie nichts mit.
Ganz das Gegenteil dazu ist mein alter Freund Achim. Der verspürte mit 45 Jahren erstmals den Wunsch, mit seinem Motorrad durch die Sahara zu fahren. Damals war das eine geführte Tour in Algerien. Die Erlebnisse haben ihn nie wieder losgelassen. Mittlerweile hat er die Namib, das australische Outback und die arabische Wüste hautnah erlebt und plant schon seine nächste Tour durch die Negev in Israel. Diese Art zu reisen ist mit Sicherheit sein Hobby.

Motorradfahrer (Freepik-Lizenz)

Leidenschaft oder Obsession:
Auch das Sammeln verschiedenster Dinge kann ein Hobby sein. Ein Beispiel für echte Sammlerleidenschaft ist Hans Heiland aus Österreich. Er sammelte 10 Millionen Kronkorken, mit einem Gewicht von 18 Tonnen für einen wohltätigen Zweck. Die verkaufte er als Altmetall und hat den Erlös an eine Familie in Not gespendet.
Der Holländer Niek Vermeulen hat sich dagegen eine eher seltsame Sammlung zugelegt. Er hat mit über 3700 Luftkrankheitsbeuteln (im Volksjargon: Kotztüten) diverser Fluggesellschaften die weltgrößte Sammlung dieser Art zusammengetragen.
Manchmal fängt jemand auch ganz klein mit ein paar Fan-Artikeln an und kann dann nicht mehr aufhören, weitere Stücke zu horten. Wie der Amerikaner Kevin Silvas, der über 2500 Einzelstücke in einer Batman-Sammlung angehäuft hat.
Wenn Sammeln allerdings zur Obsession wird, weil der Sammler plötzlich alles aufheben will, dann verwandelt sich ein Hobby schnell in ein Messie-Syndrom.

Teenies haben ihre eigenen Vorstellungen:

Eine mir bekannte Lehrerin fand das Thema Hobbys so spannend, dass sie gleich ihre siebte Klasse dazu befragte. Die Mädchen bevorzugten Reiten und Ballett oder Tagebuch schreiben, die Jungen eher Fußball oder Musizieren in einer Band. Von einigen wurde aber auch das Chillen, also nichts tun, favorisiert. Sogar Selbstverteidigung und Jugendfeuerwehr wurden als Hobbys gehandelt. Allerdings wurden helfende Tätigkeiten im Allgemeinen wie Babysitten, mit dem Hund Gassi gehen oder Nachhilfe geben eher als lästig betrachtet und nur auszuführen, wenn es dafür eine Belohnung gibt.
 
Ehrenamt – Hobby oder Pflicht:
Einige aus meinem Bekanntenkreis gehen regelmäßig einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Ob es die Hilfe bei der heimischen Tafel, die Betreuung von kleinen Kindern als „Leih-Oma“ oder die Nachbarschaftshilfe ist, es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich sozial zu engagieren. Oft artet hier das Hobby aber schon wieder in verpflichtende Arbeit aus, weil ein ehrenamtlicher Helfer gerne einmal als vollwertige, noch dazu kostenlose Arbeitskraft betrachtet wird, die man hundertprozentig mit einplanen kann.

Weiterbildung als Muss:
Heißt es doch so schön: „wer rastet der rostet“. Es wird ständige geistige Horizonterweiterung als unverzichtbar gepredigt. Und das gilt nicht nur im Berufsleben. Deshalb stehen bei den Fortbildungseinrichtungen Fremdsprachen oder das Erlernen eines Musikinstrumentes hoch im Kurs. Ich selbst besuche gerne Veranstaltungen in Philosophie oder Kunstgeschichte. Aber ist das gleich ein Hobby von mir?

Fazit:
Bei all den Möglichkeiten habe ich eines gelernt. Es gibt immer verschiedene Sichtweisen auf eine Tätigkeit. Was als Hobby zu betrachten ist, liegt wohl ganz alleine im Verständnis des Ausführenden.


Quellen und weiterführende Links:
https://hobbys-finden.de/aussergewoehnliche-hobbys-30-nicht-alltaegliche-hobbys/
https://noe.orf.at/v2/news/stories/2779205/
http://www.recordholders.org/de/records/barfbags.html