Der Hobbyraum

von Ute Lenke

Das Kinderlied „Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein, Stock und Hut steh´n ihm gut, er ist wohlgemut. Doch die Mutter weinet sehr, hat ja nun kein Hänschen mehr – da besinnt sich das Kind, kehrt nach Haus geschwind.“

Dieses Kinderlied kennen Sie alle. Aber wissen Sie, was dann passiert, wenn Hänschen wieder zuhause ist?

Da gibt es 2 Variationen:

Variation 1: Hänschen wird Hans, hat Vater, Mutter und Heim verlassen, um in der weiten Welt, also in Ausbildung, Studium, Beruf sein Glück zu versuchen. Das klappt nicht so wie erwartet, die erste Beziehung ist auch kaputt (welche Frau will ein Hänschen?). Also kehrt Hänschen zurück ins „Hotel Mama“, meist im zarten Alter von 25 Jahren (englisch: Boomerangkid). So sagen uns die Soziologen, und die wissen es genau, denn sie haben viele Befragungen und Statistiken darüber gemacht und veröffentlicht.

Variation 2: Hänschen hat das Nest verlassen, ist flügge und versucht sein Glück in der weiten Welt. Mutter weinet aber überhaupt nicht oder jedenfalls nicht sehr. Obwohl sie nun – wie Soziologen (siehe oben) wissen- am „leeren Nest Syndrom“ leidet oder gar in die „midlife crisis“ stürzt. Was macht Hänschens Mutter stattdessen? Sie räumt das Kinderzimmer aus und richtet sich einen Hobbyraum ein. Nun endlich kann sie sich „selbst verwirklichen“: nähen, basteln, malen, studieren oder was immer sie sich erträumt und vorgenommen hat. Jetzt geht Mutter in die „weite Welt hinein“: VHS und „Studium für das 2. Alter“ oder wie immer das heißen mag, machen es möglich.

Es lebe das Hobby!