Das Richtfest

Von Anne Pöttgen

Die Feierstunde hat geschlagen,
es ruhet die geübte Hand.
Nach harten, arbeitsreichen Tagen
grüßt stolz der Richtbaum nun ins Land.

Es ist soweit

Das ist ein Augenblick, der niemand ungerührt lässt, erst recht nicht die Bauherren-Familie – der Richtkranz wird gehisst. Die Zimmerleute stehen stolz auf dem noch ungedeckten Dach, sie haben gute Arbeit geleistet. Und die Familie steht zufrieden da, sie werden ein Dach über dem Kopf haben. Das liefert allerdings der Dachdecker, die Zimmerleute haben heute ihr Werk beendet.

Begossen wird der Augenblick mit einem Glas Wein oder einem Glas Schnaps. Das Glas wird zu Boden geschmettert und wehe, wenn es nicht zerbricht. Das wäre ein ganz schlechtes Zeichen für das Haus.

In munterer Runde

Zu diesem Fest werden alle Handwerker eingeladen, die mitgewirkt haben, ebenso möglichst viele Nachbarn. Natürlich auch Verwandte und Bekannte. Der Bauherr muss allerhand Speis und Trank besorgen, es darf bei einer solchen Feier an nichts fehlen, alles ist ein Omen für die Zukunft des Hauses und seiner Bewohner.

Größer noch ist die Runde, wenn es um das Richtfest an einem öffentlichen Gebäude geht. Da gibt sich auch schon mal der Bürgermeister die Ehre. Es werden Reden gehalten und Trinksprüche ausgebracht. Viele rechnen es sich zum Verdienst an, dass dieses Gebäude steht. Und an edlen Stehtischen wird Sekt serviert.

Anders im privaten Kreis, da gibt es frisches Bier, man sitzt auf harten Bänken ohne Rückenlehne, was schon manchem im Laufe der Feier schlecht bekommen ist. Aber auch, wenn man nur Gast ist, kann man spüren, wie wichtig das Richtfest für alle Beteiligten ist.

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Geschichtlicher Hintergrund