von Hildegard Keller
Medizinischer Fortschritt, technische Errungenschaften, gesundheitsfördernde Maßnahmen erhöhen die Lebenserwartung der Menschen. In unserer Welt von heute werden behinderte Menschen älter, und alte Menschen werden behindert.
Alt – Alter, was ist das?
Es gibt die Begriffe biologisches Alter und biographisches Alter. Aber ab wann ist man alt? Ab 50. 60. oder 70? Diese Frage ist nicht geklärt. Eindeutige Beschreibungen und Festlegungen biologischer Alterungsprozesse gibt es nicht. Altern ist ein sehr individueller Vorgang.
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt als alt, wer das 65. Lebensjahr vollendet hat. In Deutschland und auch in Amerika wird von einem “geriatrischen Patienten” erst ab einem Alter von 70 Jahren gesprochen.
Behinderung und Alter.
Es gibt medizinische Problembereiche, die speziell den älteren und alten Menschen betreffen. Sie werden unter dem Fachbegriff Geriatrie dargestellt.
Ältere Menschen sind häufiger krank als junge Menschen. Das ist kein Geheimnis. Die Veränderungen des Organismus, die mit fortschreitendem Alter deutlich werden, bewirken auch eine Häufung bestimmter medizinischer Probleme, die sogenannten „Alterskrankheiten“. Dazu zählen
Arthrose
Hautalterung
Hörstörungen
Katarakt
Makuladegeneration
Alzheimer
Parkinson
Osteoporose
Schlafstörungen
Die inklusive Gesellschaft
Inklusivität bedeutet Gleichwertigkeit aller Menschen. Jeder Mensch soll in seiner Einmaligkeit, durch die er sich von anderen unterscheidet, anerkannt werden. Mit Sicherheit ist diese Vorstellung eine Vision, die bei Verwirklichung Weltgemeinschaft und Weltfrieden bedeuten würde. Gegenwärtig ist der Kampf um die Anerkennung des „einmaligen“ Menschen noch in vollem Gange:
Dass das Alter den Menschen in seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen verändert, damit muss der alternde Mensch selbst und auch die Gesellschaft klar kommen.
Dem Wunsch, an den Errungenschaften in den verschiedenen Lebensbereichen teilnehmen zu können kann der alternde Mensch oft nur noch eingeschränkt entsprechen. „Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach“, sagt schon ein Sprichwort.
Die Grazer Deklaration
Im Anschluss an einen internationalen Workshop „Alt und behindert in Europa“ entstand 2006 die „Grazer Deklaration“. Darin veröffentlicht die Kommission ihre Forderungen und Empfehlungen an die Verantwortlichen in den nationalen Regierungen und Behörden. Das Ziel ist die Rechte älterer und hochbetagter behinderter Menschen auszubauen und zu sichern.
Da sich die Gesellschaft durch einen zunehmenden Anteil älterer und sehr alter Menschen auszeichnet, ist ein Umdenken in Politik und Gesellschaft gefordert.
Im Ausbau eines Europas der Rechte, der Partizipation und der Inklusion soll den älteren und alten Bürgerinnen und Bürgern mit Behinderung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Umsetzung solcher Forderungen ist von besonderer Brisanz. Das beweisen die Diskussionen und vor allem die Alltagsrealität. Beispiel Altersdiskriminierung.
Positives Alter
Eine positive Einstellung zum Alter verlängert nach wissenschaftlichen Erkenntnissen das Leben. Mit der Lebenseinstellung: „Sich freuen über das, was ich noch kann und nicht jammern über das, was nicht mehr möglich ist“, lassen sich Probleme leichter bewältigen. Die Lebensdauer hängt also nicht nur von den Genen ab. 75 % werden vom Verhalten, einem starken, optimistischen Lebenswillen und weiteren psychologischen Faktoren bestimmt.
Forscher der Universität Yale haben dies in einer Langzeitstudie an 660 Personen untersucht.
Links zum Thema
Alt und behindert in Europa
Wissenschaftliche Arbeit zur Information
Geriatrie
Bericht aus der Kabinettsitzung