Die geheimnisvolle Villa im Wald und die verborgene Brücke über den Fluss

von Stefanie Labs

Haus am Wasserfall © Stefanie Labs / Gemini 2.5

Hoch über einem kleinen Wasserfall thront eine Villa auf einem Berg. Sie wirkt wie ein altes, verwittertes Haus, das trotz seiner Aura vergangener Zeiten majestätisch erscheint. Der Wasserfall ergießt sich rauschend in den klaren Fluss, der sich wie ein silbernes Band durch die Landschaft zieht.

Die Villa ist von einem dichten Wald umgeben, dessen Bäume wie schweigende Wächter das Anwesen umrahmen. Ein großes grünes Tor verschließt den Eingang zum Grundstück der Villa. Auf einer Bank sitzen zwei Wanderer und blicken auf das Tor, das sich plötzlich mit einem sanften Surren automatisch öffnet. Ein glänzendes, hochpreisiges Auto fährt hindurch, und rollt langsam auf den Vorplatz der Villa.

Aus dem Wagen steigt ein 80-jähriger Mann in einem tadellos sitzenden grünen Anzug mit Krawatte. Er wirkt ruhig und souverän – der Inbegriff eines zurückgezogen lebenden Millionärs. Als er die beiden Wanderer erblickt, geht er ruhig auf sie zu. Sein Gesicht ist von einer Mischung aus Neugier und Gelassenheit geprägt, die alles um ihn herum fast stillstehen lässt, als hätte er die Kontrolle über den Moment selbst.

Er spricht sie mit überraschend fester Stimme an und erkundigt sich, wohin sie unterwegs sind. Die Wanderer erklären ihm, dass sie die Brücke über den Fluss gesucht hätten und plötzlich vor seinem Grundstück standen. Daraufhin lächelt er und sagt:

„Die Brücke über den Fluss liegt auf meinem Privatgrundstück. Wenn Sie sportlich sind, können Sie diese gerne nutzen, um den Fluss zu überqueren. Ich gestatte Ihnen, mein Anwesen zu betreten – eigentlich befinden Sie sich ohnehin schon darauf. Das gesamte Gelände, auch der Wald, gehört mir.“

Die Wanderer schauen sich zunächst überrascht an. Was hat er damit wohl gemeint? Dann entscheiden sie sich, der Einladung zu folgen und das Grundstück zu überqueren. Auf dem steinigen Weg zur Villa tummeln sich mehrere Katzen – schwarz, weiß, braun und gemischt getigert. Sie bewegen sich in unterschiedliche Richtungen über die Wiese, als wären sie die eigentlichen Bewohner des Anwesens: neugierig, stolz und doch zurückhaltend.

Rechts neben der Villa steht ein dunkelgrünes Militärfahrzeug der Bundeswehr. Es wirkt streng, als erinnere es daran, dass dieser Ort zwar märchenhaft, aber keineswegs unbeobachtet ist. Plötzlich wirken alle Schatten und Geräusche in der Nähe bedrohlich, als könnte jeden Moment etwas Unvorhergesehenes passieren. Doch zugleich bemerken die Wanderer, dass keine wirkliche Gefahr droht, nur die ungewohnte Nähe zu einer Welt, die weit entfernt von ihrer eigenen ist.

Die schmale Fußgängerbrücke führt filigran und zugleich robust über den Fluss hinweg, als hätte sie schon unzählige Stürme überstanden. An beiden Enden ist sie mit Absperrungen verschlossen, was ihre geheimnisvolle Wirkung nur verstärkt. Die Wanderer klettern mit etwas Geschick und Kraft über das Metallgitter der Absperrung. So gelangen sie auf die schmale Brücke.

Auf der Brücke bleiben sie einen Moment stehen. Die Mühe hat sich gelohnt, denn die Aussicht ist beeindruckend. Unter ihnen glitzert das Wasser im Licht der untergehenden Sonne und der Wasserfall rauscht. Bevor sie weitergehen, werfen sie einen letzten, bewundernden Blick zurück auf die Villa, die sich über allem wie ein Relikt aus einer anderen Welt zwischen den Bäumen erhebt.

Die Wanderer klettern über die zweite Absperrung der Brücke und gelangen so auf die andere Seite des Flusses.

© Stefanie Labs (nachbearbeitet und geschnitten)